Atomkrise:Nordkorea reizt Trump weiter

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Pjöngjang kündigt an, eine Rakete in die Nähe der US-Insel Guam zu schießen. Der US-Präsident wiederholt seine Drohungen.

Nordkorea setzt seine Provokationen gegenüber den USA fort. Das Regime in Pjöngjang konkretisierte seine Pläne zum Abschuss mehrerer Raketen in Richtung der zu den USA gehörenden Insel Guam: Die staatliche Agentur KCNA meldete am Dienstag, Nordkorea wolle vier Mittelstreckenraketen testen. Sie sollen über Japan hinwegfliegen und nach 17 Minuten und 45 Sekunden Flugzeit etwa 30 bis 40 Kilometer vor Guam im Pazifik landen - gerade noch außerhalb der US-Hoheitsgewässer rund um die Insel. Bis Mitte August werde die Armee Staatschef Kim Jong-un einen detaillierten Plan für diese "deutliche Warnung an die USA" vorlegen.

Zur Beruhigung der Krise trug diese Ankündigung jedoch nicht bei. Offizielle aus Pjöngjang provozierten den US-Präsidenten weiter: Mit den USA sei kein "vernünftiger Dialog" möglich, sagte Armee-General Kim Rak-gyon. Donald Trump sei "bar jeder Vernunft", seine Drohungen "eine Menge Unsinn". Anderen Übersetzungen zufolge nannte der General Trump "senil". Am Donnerstagabend verschärfte Donald Trump noch einmal seine Botschaft an das Regime von Staatschef Kim Jon-un: Nordkorea solle endlich "die Kurve kriegen", sonst werde das Land in Schwierigkeiten geraten, "wie es wenige Nationen jemals gewesen sind". Seine jüngste Erklärung zu Nordkorea sei "vielleicht nicht scharf genug" gewesen. Am Dienstag hatte Trump damit gedroht, mit "Feuer und Wut" auf neuerliche Provokationen Nordkoreas reagieren zu wollen, "wie es die Welt niemals zuvor gesehen hat".

Daraufhin hatte Pjöngjang die Testabschüsse in Richtung Guam angekündigt, wo 6000 US-Soldaten stationiert sind. Die von 160 000 Menschen bewohnte Insel liegt etwa 3400 Kilometer von Nordkoreas Hauptstadt entfernt im Westpazifik. Der von Pjöngjang zuletzt im Mai zu Testzwecken abgefeuerte Raketentyp Hwasong-12 hat eine Reichweite von 5000 Kilometern, könnte die Insel also leicht erreichen. Dass Nordkorea Guam mit den Raketen aus Versehen treffen könnte, anstatt sie wie geplant ins Meer stürzen zu lassen, schlossen südkoreanische Experten aus, die die Rüstungsprojekte des Nachbarlandes beobachten. Die Rakete sei zwar nicht "messerscharf" steuerbar, habe aber höchstens eine Abweichung von fünf Kilometern.

Im Falle einer Attacke auf Guam würde der Nato-Bündnisfall nach Artikel 5 nicht automatisch eintreten, wie am Donnerstag ein Sprecher des Militärbündnisses in Brüssel bestätigte. Die Insel liege außerhalb des dafür definierten Gebiets, die Entscheidung, den USA beizustehen, wäre für die Mitgliedsstaaten eine rein politische. Der lange schwelende Atomkonflikt hatte sich Ende Juli erneut zugespitzt, als Nordkorea eine Interkontinentalrakete mit 10 000 Kilometern Reichweite testete. Kim Jong-un sagte nach dem Test, das Festland der USA sei nun in Reichweite. Daraufhin beschloss der UN-Sicherheitsrat strenge Wirtschaftssanktionen gegen Pjöngjang. Am Donnerstag zweifelte Trump daran, dass sie den erwünschten Effekt haben werden.

© SZ vom 11.08.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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