Atomkonflikt:Überraschender Sinneswandel

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Kim Jong-un will eine Delegation zu den Winterspielen entsenden. (Foto: dpa)

Nord- und Südkorea treffen sich zu Gesprächen. Nun lenkt auch US-Präsident Donald Trump ein - bislang fuhr er einen harten Kurs gegen Pjöngjang.

Von Christoph Giesen, Peking

Drei Monate ist es her, da reiste US-Außenminister Rex Tillerson nach Peking und verkündete überraschend, dass die amerikanische Regierung die Möglichkeit auslote, mit Pjöngjang über das nordkoreanische Nuklearwaffen- und Raketenprogramm zu verhandeln. Direkte Gespräche mit Nordkorea - ein Novum. Kaum war die Nachricht in der Welt, folgte prompt das Dementi. "Ich habe Rex Tillerson, unserem wunderbaren Außenminister, gesagt, dass er seine Zeit verschwendet, wenn er versucht, mit dem kleinen Rocket Man zu verhandeln", twitterte US-Präsident Donald Trump, und schob in einer zweiten Kurznachricht hinterher: "Spar dir deine Mühe, Rex, wir werden tun, was getan werden muss."

Und nun? Drei Monate nachdem Trump seinen eigenen Außenminister bloßgestellt hat, folgt offenbar der Sinneswandel: Er sei zu einem Telefonat mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un bereit, sagte Trump am Samstag auf Journalistenfragen in Camp David. Ein Anruf bei jenem Mann, den er noch vor Kurzem als "Little Rocket Man" verunglimpft hatte? "Absolut, ich würde das machen. Ich habe damit kein Problem", sagte Trump. Er hoffe darauf, dass die Gespräche zwischen Nordkorea und Südkorea zu einem Abbau der Spannungen führen könnten. "Sie sind ein Anfang, ein großer Anfang."

Nord- und Südkorea planen erstmals seit zwei Jahren wieder Gespräche von Regierungsvertretern beider Seiten. Sie sollen am Dienstag in Panmunjom an der streng bewachten Demarkationslinie stattfinden. Hier wurde am 27. Juli 1953 der Waffenstillstand geschlossen, der den Koreakrieg de facto beendete. Bei dem Treffen soll es unter anderem um eine Teilnahme Nordkoreas an den olympischen Winterspielen im Februar im südkoreanischen Pyeongchang gehen.

Diktator Kim hatte in seiner Neujahrsansprache Anfang vergangener Woche die Teilnahme seines Landes an den Spielen angeboten und somit ein Signal der Entspannung gesandt. Wenige Tage später ordnete Kim zudem an, gekappte Telefonleitungen zwischen Nord- und Südkorea wiederherzustellen. Seitdem ist der direkte Kontakt zwischen beiden Ländern wieder möglich. Seoul schlug schließlich das bilaterale Treffen vor.

Am Sonntag tauschten Pjöngjang und Seoul die Listen mit den Delegationen für die anstehenden Gespräche aus. Leiter der nordkoreanischen Delegation ist demnach Ri Son-gwon, er ist Vorsitzender des Komitees für die Friedliche Wiedervereinigung des Vaterlandes. Dieser staatliche Ausschuss ist in Nordkorea für innerkoreanische Angelegenheiten zuständig. Ri gilt als ein erfahrener Unterhändler, der sein Land schon bei früheren bilateralen Treffen vertreten hat. In der nordkoreanischen Delegation ist auch ein Vertreter des Nationalen Olympischen Komitees dabei. Südkorea schickt ebenfalls eine fünfköpfige Abordnung nach Panmunjom, sie wird von Vereinigungsminister Cho Myoung-gyon angeführt.

© SZ vom 08.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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