Atomhandel:Khan ohne Tarnung

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Der begnadigte Vater der pakistanischen Atombombe, Abdul Qadeer Khan, hat seinen Nuklearschmuggel anscheinend kaum verdeckt abgewickelt.

Von Manuela Kessler

Zu diesem Ergebnis ist der amerikanische Geheimdienst CIA nach einem Bericht der New York Times gekommen.

Wie die Zeitung am Donnerstag weiter berichtete, war die CIA im vergangenen August der Durchbruch bei den Ermittlungen gelungen:

Amerikanische Nachrichtendienstler hatten damals zugesehen, wie die Scomi Precision Engineering (Scope) im malaysischen Bundesstaat Selangor nach Khans Plänen Zentrifugen zur Urananreicherung hergestellt und nach Dubai verschifft hatte.

Dort waren sie als "gebrauchte Maschinen" auf das deutsche Schiff BBC China umgeladen worden, um durch den Suez-Kanal an Libyen ausgeliefert zu werden. Zuvor war die Lieferung allerdings auf Befehl Washingtons konfisziert worden.

Der malaysische Premier Abdullah Badawi ordnete vergangene Woche eine Untersuchung "ohne Angst und ohne Begünstigung" an. Die Polizei konnte bislang jedoch keine illegalen Machenschaften auszumachen.

Die Herstellerfirma Scope hat versichert, den Bestimmungszweck der 14 Hightech-Komponenten nicht gekannt zu haben. Das Unternehmen, das zur Scomi-Gruppe gehört, genießt hohe Glaubwürdigkeit:

Hauptaktionär des Konzerns ist der 35-jährige Sohn des Premiers Kamaluddin Abdullah. Der Generalmanager, Asmat Kamaludin, stand einst der malaysischen Handelskammer vor.

Strohmänner noch auf freiem Fuß

Es heißt, dass die Gulf Technical Industries in Dubai den Auftrag für die Maschinenteile angeblich ohne nähere Angaben erteilt und deren Produktion von einem eigens eingeflogenen Ingenieur namens Tinner hat überwachen lassen.

Besitzer des Unternehmens im arabischen Golf sind der Srilanker Bukhare Sayed Abu Tahir und der Brite Peter Griffin. Sie gelten als Strohmänner von Abdul Qadeer Khan.

Beide Männer befinden sich nach wie vor auf freiem Fuß - Tahir in Malaysia, Griffin in Frankreich - , obwohl gegen sie ermittelt wird.

Er habe in den vergangenen zwei Jahrzehnten "alle möglichen Geschäfte" mit Khan abgewickelt, erklärte der 68-jährige Griffin der New York Times.

Dabei habe die britische Handelsaufsicht den Lieferungen nach Pakistan stets ihren Segen gegeben. Von der verbotenen Lieferung nach Libyen, behauptete Griffin hätten er und sein Partner nichts gewusst.

US-Präsident Bush hält indessen Tahir für den Geldwäscher in Khans Schmugglerring. Dies sagte er am Mittwoch gegenüber der Presse.

Wie die New York Times berichtet, war der atomare Waffenhandel nach Erkenntnissen der CIA in den achtziger Jahren langsam angelaufen.

Khan bestellte bei Waffenhändlern aus Deutschland, den Niederlanden und Frankreich mehr Zentrifugenteile als er für das pakistanische Atomwaffenprogramm benötigte.

Den Überschuss lieferte er gewinnbringend an den Iran weiter. Als Pakistans eigene Technologie immer besser wurde, brachte Khan auch alte, mitunter uranverseuchte Maschinen auf den Markt.

Am Ende wickelten Mittelsmänner wie Tahir und Griffin die Geschäfte für ihn ab. Das Angebot im Katalog seines Forschungsinstituts umfasste alles, was man zum Bau einer Atombombe braucht.

© SZ vom 13.2. 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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