Atom-Streit:Iran will Uran-Anreicherung massiv ausbauen

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Bis Jahresende sollen 3000 Zentrifugen zur Plutoniumgewinnung im Einsatz sein - genug, um innerhalb eines Jahres eine Atombombe zu bauen. Und Teherans Pläne gehen noch weiter.

Der Westen könne nichts gegen das Atomprogramm tun, sagte Generalstabschef Hassan Firusabadi. Iran verfüge jetzt über das erforderliche Wissen und das sei unzerstörbar.

Iranische Tänzer halten bei einer Feier anlässlich der erfolgreichen ersten Urananreicherung ihres Landes Uran-Proben in der Hand. (Foto: Foto: Reuters)

"Dieses Wissen ist jetzt unseres und wir sind in der Lage hunderte Anlagen zur Urangas-Konversion und tausende Zentrifugen zu bauen", sagte Firusabadi. Der Iran beherrsche die Materie nun und dem Westen bleibe nichts anderes übrig, als dem Iran "in Freundschaft die Hand zu reichen".

Der Vizepräsident der iranischen Atomenergiebehörde, Mohammed Saidi, sagte, das Pilotprojekt zur Anreicherung werde als Fundament für die Anreicherung in industriellem Maßstab dienen.

Platz für 54.000 Zentrifugen

Er kündigte als nächsten Schritt die Einrichtung von 3000 Zentrifugen in der Anlage in Natans an, wo Platz für bis zu 50.000 Zentrifugen zur Konversion von Urangas ist; die Konversion ist eine Vorstufe der Anreicherung.

Die 54.000 Zentrifugen sollen Saidi zufolge ausreichen, um genügend Uran für den Betrieb eines 1.000-Megawatt-Atomreaktors anzureichern. Ein solcher Reaktor wird derzeit im Süden des Irans mit russischer Hilfe fertig gestellt.

Nach Angaben des US-Instituts für Wissenschaft und Internationale Sicherheit (ISIS) reicht eine Kaskade von 1500 Zentrifugen aus, um binnen eines Jahres mehr angereichertes Uran herzustellen, als für eine Atombombe nötig wäre.

Moskau warnt vor Gewalteinsatz

International wurde scharfe Kritik an Teheran laut. US-Präsident George W. Bush sprach von einem Schritt "in die falsche Richtung". Ein russischer Außenamtssprecher sagte, Teheran müsse sein Atomprogramm aussetzen und die Resolution des UN-Sicherheitsrates beachten.

Verteidigungsminister Sergej Lawrow warnte jedoch erneut vor dem Einsatz von Gewalt. Es dürfe keine "Lösung mit Gewalt" geuscht werden; in dieser Frage sei sich Moskau mit allen europäischen Ländern einig.

Israels Generalstabschef Dan Halutz sprach von einer Besorgnis erregenden Ankündigung aus Teheran. Eine Atommacht Iran wäre "eine Bedrohung für die freie Welt und nicht nur für Israel", sagte Halutz. Die japanische Regierung bezeichnete die Bekanntgabe der iranischen Urananreicherung als "äußerst bedauerlich".

Sorge in Berlin

In Berlin sagte Vizeregierungssprecher Thomas Steg, der Iran sei "offenbar nicht bereit, den Weg der Selbstisolation zu verlassen". Das Verhalten des Iran sei ein "weiterer Schritt in die falsche Richtung".

Der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger, sagte, zunächst müsse nun der Bericht der Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) abgewartet werden. Die Bundesregierung erhoffe sich in den nächsten Tagen detaillierte Antworten von der IAEA, was sich tatsächlich abgespielt habe.

Der Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohamed el-Baradei, reiste am Mittwoch zu Gesprächen über das iranische Atomprogramm nach Teheran.

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