Arbeitsmarkt-Debatte:"Eine Woche weniger Urlaub bringt keinen um"

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In der Debatte über längere Arbeitszeiten in Deutschland werden die Forderungen nach einer Streichung von Urlaubstagen laut. Unternehmensführer erinnerten an den Standortfaktor Arbeitszeit. Bundes-kanzler Gerhard Schröder sprach sich gegen eine pauschale Erhöhung aus.

Anton Börner, Präsident des Bundesverbands des Deutschen Groß- und Außenhandels forderte eine drastische Kürzung der Urlaubstage. "Eine Woche weniger Urlaub bringt keinen um, schafft aber neue Jobs", sagte Börner der Bild-Zeitung.

Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Fuchs hält Einschnitte für erforderlich. "30 Tage Urlaub und bis zu 13 Feiertage belasten die Firmen mit Riesenkosten. Ein paar Tage weniger sind akzeptabel, wenn dadurch der Arbeitsplatz gesichert wird."

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) lehnt eine generelle Arbeitszeitverlängerung weiterhin ab. "Entscheidend ist eine Flexibilisierung der Arbeitszeit", sagte Schröder in einem vorab verbreiteten Interview mit dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

Hier biete das Tarifrecht vielfältige Möglichkeiten, die mit Zustimmung der Gewerkschaften auch genutzt würden. "Ich halte es für falsch, sich generell über 35 Stunden oder 42 Stunden zu streiten. Das wird den unterschiedlichen Situationen in den Betrieben nicht gerecht", sagte Schröder.

Damit wandte sich der Bundeskanzler erneut gegen die Debatte über generelle Arbeitszeitverlängerungen. Die Diskussion war in den vergangenen Tagen durch eine Einigung von Siemens und IG Metall auf Mehrarbeit ohne Lohnausgleich angefacht worden. Damit hatten sich der Münchner Konzern und die Gewerkschaft auf eine Grundsatzvereinbarung zur Sicherung der 105 deutschen Standorte geeinigt.

Auch der Vorstandschef von Daimler-Chrysler, Jürgen Schrempp, sprach sich für eine weitere Flexibilisierung der Wochenarbeitszeit aus. "Wenn wir in Deutschland Jobs halten und neue schaffen wollen, kommen wir nicht daran vorbei, die Kosten zu senken."

"Faire Vereinbarungen" treffen

Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, verwies darauf, dass Lohnkosten und Arbeitszeit bei der Standortentscheidung deutscher Unternehmen eine wichtige Rolle spielten. In einem Interview der Chemnitzer Freien Presse regte er an, "faire Vereinbarungen" zwischen Mitarbeiter und Betriebsleitung über zusätzliche Arbeit zu treffen.

Damit ließe sich die Abwanderung deutscher Unternehmen aus Kostengründen verhindern. Mit Blick auf die Arbeitszeitdebatte plädierte der Gesamtmetallchef für unterschiedliche Regelungen, je nach den Bedürfnissen in den Unternehmen. Längere Arbeitszeit bedeute nicht eine pauschale 40-Stunden-Woche, "weil kein Betrieb wie der andere ist", sagte er.

Für den Standort Deutschland sprechen aus seiner Sicht nach wie vor viele Vorteile: So ließen sich Innovationen mit dem bestehenden Netzwerk von Zulieferern und Hochschulen meist schneller verwirklichen als im Ausland. Zudem sei die Motivation und Flexibilität der Belegschaft ein Vorteil, sagte Kannegiesser.

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