Apotheken:Wie wäre Wettbewerb?

Deutsche Apotheken sind momentan benachteiligt. Doch ihr eigener Lösungsvorschlag ist verdächtig simpel.

Von Kim Björn Becker

Rasch muss etwas geschehen, daran besteht kein Zweifel. Nachdem der Europäische Gerichtshof Mitte Oktober überraschend entschieden hat, dass die deutsche Preisbindung für rezeptpflichtige Arzneien nicht auf Versandapotheken aus dem Ausland übertragen werden darf, ist noch lange nichts gut. Denn der Versuch der Richter, die ausländischen Versender besserzustellen, bedeutet zwangsläufig eine Benachteiligung der hiesigen Apotheken. Während also der niederländische Versandhändler seinen Kunden Rabatte gewähren darf, muss der deutsche Apotheker kassieren, was das Gesetz ihm vorschreibt. Das ist absurd.

Der Lösungsvorschlag der Apotheker ist verdächtig simpel: Die Regierung möge die unliebsame Konkurrenz bitte einfach verbieten. Umso erstaunlicher ist es, dass Gesundheitsminister Gröhe die Idee gleich übernommen hat. Nun steht er im Verdacht, dass ihm die Interessen der Apotheker näher liegen als die der Patienten.

Dabei sollte die Antwort auf das Urteil nicht weniger Wettbewerb lauten, sondern mehr. Auch den hiesigen Apothekern muss es möglich sein, Rabatte zu gewähren - selbst wenn es vielen schwerfallen dürfte, mit den Angeboten der großen Versandhändler mitzuhalten. Dafür punkten Apotheken mit persönlicher Beratung, Nacht- und Notdiensten. Die Patienten sollten frei entscheiden können, welches Modell sie jeweils bevorzugen.

© SZ vom 15.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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