Apartheid:Südafrikas Ex-Präsident gestorben

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Pieter Willem Botha war ein eisenharter Verfechter der Apartheid - trotzdem lobt ihn nicht nur Nelson Mandela als Wegbereiter der friedlichen Revolution.

Der frühere Staatschef von Südafrika und Verfechter der Rassentrennung, Pieter Willem Botha, ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Botha sei am Dienstagabend in seinem Haus nahe Wilderness im Südwesten des Landes "friedlich eingeschlafen", sagte ein Mitarbeiter des Ex-Präsidenten der südafrikanischen Nachrichtenagentur SAPA.

Pieter Botha im Jahr 1998. (Foto: Foto: AFP)

Botha war ab 1978 Regierungschef und von 1984 bis 1989 Staatschef Südafrikas und ging mit unnachgiebiger Härte gegen politische Gegner vor. Sein Nachfolger Frederik De Klerk besiegelte das Ende des Apartheid-Regimes und setzte die ersten freien Wahlen an. Bothas jahrelanger Erzfeind Nelson Mandela würdigte am Mittwoch den Verstorbenen, der den Weg für die Abschaffung der Rassentrennung geebnet habe.

Nach Angaben der Ärzte war Botha im vergangenen Monat zu einer Routineuntersuchung ins Krankenhaus eingewiesen worden. Sie wiesen Berichte zurück, der Ex-Staatschef habe einen Schlaganfall erlitten. 1989 hatte ein erster Schlaganfall Botha zum Rücktritt gezwungen.

Ohne Bitterkeit gedachte Mandela, der unter Botha im Gefängnis eingesessen hatte, seines einstigen Widersachers. "Während Herr Botha für viele ein Symbol der Apartheid bleiben wird, werden wir uns auch wegen der von ihm unternommenen Schritte erinnern, um den Weg zu einer friedlich verhandelten Einigung für unser Land zu öffnen", erklärte Mandela.

Beileid von Mbeki

Der amtierende Präsident Thabo Mbeki sprach der Familie des Verstorbenen sein Beileid aus. Botha gebühre Anerkennung dafür, dass er zum gegebenen Zeitpunkt erkannt habe, wie "sinnlos" es wäre, die Apartheid aufrechterhalten zu wollen. Auch der in Südafrika regierende Afrikanischen Nationalkongress (ANC) übermittelte den Angehörigen Bothas sein Beileid. Die Mitglieder der ehemaligen schwarzen Befreiungsbewegung waren zu Bothas Regierungszeit teils schweren Repressalien der Behörden ausgesetzt.

Angesichts wachsenden internationalen Drucks und wirtschaftlicher Sanktionen hatte Botha erste Versuche zur Aufnahme eines Dialogs mit Mitgliedern des ANC unternommen, darunter der inhaftierte Mandela. Doch erst nach dem Abgang Bothas wurde Mandela 1991 nach rund 30 Jahren im Gefängnis freigelassen und ernsthafte Verhandlungen begannen. Unter Bothas Nachfolger Frederik De Klerk fanden die ersten freien Wahlen statt, die der von Mandela angeführte ANC gewann.

Großes Krokodil

Botha begann seine Karriere in der südafrikanischen Nationalpartei (NP) 1948 als Mitglied des Stadtrats von George. 1978 wurde er Regierungschef, später Präsident. Seine unnachgiebige Haltung gegenüber politischen Gegnern brachte ihm den Beinamen "Groot Krokodil" ("Großes Krokodil") ein. 1985 erklärte Botha im Kampf gegen den ANC den Ausnahmezustand, mehr als 800 Menschen starben bei den anschließenden politischen Unruhen.

Manche Gesetze der Apartheid wurden unter Bothas Regierung allerdings abgeschafft, wie zum Beispiel die Trennung zwischen Schwarz und Weiß an öffentlichen Plätzen oder das Verbot von Mischehen.

Nach dem Ende der Apartheid wurde Botha von den so genannten Wahrheitskommissionen der Menschenrechtsverletzungen angeklagt. Nach Ansicht der Kommissionen ordnete Botha persönlich Bombenangriffe auf die Zentrale des gegen die Apartheid kämpfenden Südafrikanischen Kirchenrats an und war zumindest indirekt für die Tötung Oppositioneller durch staatliche Agenten verantwortlich. Bothas Weigerung, vor den Kommissionen auszusagen, blieb ohne Folgen.

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