Anzeige für Hohmann:Rechte benutzen Johannes Dyba

Mit dem Bild des vor drei Jahren verstorbenen Erzbischofs ruft die rechtsradikale Gruppierung Die Deutschen Konservativen in ganzseitigen Zeitungsanzeigen auf, den aus der CDU-Fraktion ausgeschlossenen Martin Hohmann zu unterstützen.

(SZ vom 19.11.2003) - Man solle Dyba "im Gebet bitten": "Gib Martin Hohmann die Fackel, mit der er einem von Verwirrung bedrohten Volk den richtigen Weg weisen kann". Der Fuldaer Bischof hätte sich hinter den Abgeordneten gestellt, dem nach einer Rede mit antisemitischen Passagen auch der Parteiausschluss droht, wird behauptet.

Vorsitzender der "Deutschen Konservativen" ist Joachim Siegerist. Der Ex-Journalist, der schon einmal lettischer Präsident werden wollte, wurde 1994 vom Amtsgericht Hamburg wegen Aufstachelung zu Rassenhass und Volksverhetzung zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt; 1997 wurde aus der Freiheits- eine Bewährungsstrafe. Hohmann war früher gemeinsam mit den "Deutschen Konservativen" aufgetreten.

Siegerist sagte, die Anzeige werde "in 22 bayerischen Zeitungen" erscheinen; bereits jetzt erhalte er "säckeweise" zustimmende Post. Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung ist die Anzeige in Bayern aber bisher nur im Münchner Merkur und dessen Regionalausgaben sowie in der Münchner tz erschienen.

Dybas Familie distanziert sich

Siegerist gab zu, die Familie Dybas nicht um Erlaubnis gefragt zu haben; dies sei "durch höchstrichterliche Urteile" gedeckt. Die Angehörigen des verstorbenen Erzbischofs haben sich mittlerweile "in aller Form" von der Anzeige distanziert, die Dyba instrumentalisiere und in Misskredit bringe.

Empört äußerte sich auch der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen. Die Gebetsanrufung zu politischen Zwecken werde "dem geistigen Erbe unseres verstorbenen Erzbischofs in keiner Weise gerecht".

© Von Matthias Drobinski - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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