Antrittsbesuch: Brown bei Bush:"Ich bin ein Atlantiker"

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Die britische Presse erhofft von ihrem Premier klare Worte zum Irak-Krieg. Brown hingegen steht zur britisch-amerikanischen Partnerschaft.

Zeitungen in Großbritannien haben von Premierminister Gordon Brown während seines Antrittsbesuchs in den USA ein selbstbewusstes Auftreten gegenüber US-Präsident George W. Bush gefordert. Die Medien fordern eine deutlichere politische Abgrenzung bon den USA, um ähnlichen Schaden, wie ihn Browns Vorgänger Tony Blair angerichtet habe, zu vermeiden.

Premierminister Gordon Brown bei Präsident George W. Bush (Foto: Foto: dpa)

Brown bekannte sich aber ausdrücklich zu einer engen britisch-amerikanischen Partnerschaft. "Ich bin ein Atlantiker", sagte er zu den Journalisten, die ihn auf seiner Amerikareise begleiten. Es bleibe in Großbritanniens nationalem Interesse, eine starke Beziehung zu den USA zu haben, es sei die wichtigste bilaterale Beziehung.

Damit trat Brown Spekulationen entgegen, dass Verhältnis sei wegen seiner Haltung zum Irakkrieg gestört. Browns Amtsantritt hatte bei Blair-Kritikern die Hoffnung genährt, dass ein Rückzug aus dem Irak nahe sei. Hier wies Brown jedoch alle Spekulationen zurück. Die Haltung Londons sei unverändert.

Trotz seiner Schmeichelei für Bush wisse Brown, welchen Schaden sein Vorgänger Tony Blair angerichtet habe, als er den "Pudel" für den US-Präsidenten gegeben habe, kommentiert die konservative Daily Mail .

Jetzt seien aufrichtige Gespräche gefordert - die USA hätten in Blair einen gehorsamen Handlanger gefunden, doch viel dringender brauche das Land einen "furchtlos aufrichtigen Freund": "Wir hoffen, in Gordon Brown findet es ihn."

Klare Worte zum Irak erwartet

Der links orientierte Daily Mirror schreibt: "Gute Freunde sollten offen und ehrlich miteinander reden" und sich, wenn nötig, auch unangenehme Wahrheiten sagen. Auch wenn Brown und Bush in der Öffentlichkeit eine geschlossene Front präsentierten, "hoffen wir, dass sie privat aufrichtiger miteinander umgehen".

Weiter heißt es: "Hoffentlich wird Herr Brown wenigstens im Privaten klar machen", dass es an der Zeit sei, den Truppenabzug aus dem Irak vorzubereiten."

Auch der Daily Telegraph forderte Brown auf, auf einen geordneten Rückzug der britischen Truppen aus dem Irak zu dringen: "Es ist keine Schande, wenn ein Politiker auf das reagiert, was die Wähler wollen."

Es gibt nicht viel zu gewinnen

Der britische Guardian hegt große Erwartungen an den neuen Premier: "Gordon Brown wird nicht wie Tony Blair in engen Jeans umherstolzieren. Und er wird auch nicht wie Blair daran interessiert sein, die Lieblingszahnpasta seines Gastgebers zu entdecken."

Das liberale Blatt kommentiert weiter: "Es gibt nicht viel dabei zu gewinnen, sich mit einem Präsidenten zusammenzuschweißen, der eine lahme Ente ist. Vor allem nicht mit einem, der immer lahmer wird, angesichts der Tatsache, dass der Wahlkampf seiner Nachfolger im September richtig ernst wird."

Browns Amtsantritt vor einem Monat hatte bei den Kritikern seines Vorgängers Blair die Hoffnung genährt, Brown werde eine Wende in der britischen Irak-Politik einleiten. Blair hatte in der Frage des Vorgehens im Irak stets unverbrüchlich zu seinem engsten Verbündeten Bush gestanden - was seinem Ansehen in Großbritannien wie im Ausland geschadet hatte.

Am Sonntagabend (Ortszeit) stand ein gemeinsames Abendessen auf Bushs Landsitz Camp David auf dem Programm. Am Montag sollten der britische Außenminister David Miliband und seine US-Kollegin Condoleezza Rice dazukommen.

Fünf-Punkte-Plan

Brown will Bushs Unterstützung für einen mit dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy abgestimmten Fünf-Punkte-Plan zur Lösung der Darfur-Krise gewinnen, wie von Browns Beratern verlautete. Außerdem wolle er Bush bei den Welthandelsgesprächen bei der Stange halten.

Nach seinen Beratungen in Camp David wollte Brown nach Washington reisen, um mit Kongress-Vertretern zusammenzukommen. Am Dienstag war ein Treffen mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in New York anberaumt.

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