Anschlagsserie in Scharm el Scheich:Terrorfahndung auf Hochtouren

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Mehrere Verdächtige der blutigen Anschläge sind festgenommen worden, eine heiße Spur haben die Fahnder allerdings nicht. Tausende Touristen verlassen den beliebten Urlaubsort - unter den zahlreichen Verletzten sind auch deutsche Touristen.

Nach den Attentaten von Scharm el Scheich läuft in Ägypten die Fahndung nach Tätern und Hintermännern auf Hochtouren. Jedoch haben die ägyptischen Sicherheitsbehörden auch gut 24 Stunden nach den Anschlägen auf touristische Ziele auf der Sinai-Halbinsel offensichtlich noch keine heiße Spur der Terroristen, die mehr als 80 Menschen in den Tod rissen.

Nach arabischen Medienberichten seien 35 Verdächtige im Gebiet um den Badeort am Roten Meer festgenommen worden. Es lagen jedoch keine Erkenntnisse darüber vor, ob sie eine Verbindung zu den Terroristen hatten.

Der ägyptische Präsident Husni Mubarak sagte bei einem Besuch der Tatorte, seine Regierung werde den Kampf gegen den Terrorismus entschlossen fortsetzen.

Bei der bislang verheerendsten Serie von Terroranschlägen in Ägypten starben im Badeort Scharm el Scheich mindestens 83 Menschen - zumeist Ägypter. Andere Quellen berichten von wenigstens 88 Toten.

Auch mehrere Ausländer sollen unter den Toten sein, darunter zwei Briten, ein Italiener und ein Tscheche. Mindestens 136 Menschen seien zum Teil schwer verletzt worden, teilte das Innenministerium in Kairo weiter mit. Medienberichte sprachen sogar von etwa 200 Verletzten.

Zu dem Blutbad bekannte sich eine angeblich mit dem Terrornetz Al Qaida verbundene Gruppe.

Keine konkreten Hinweise auf deutsche Opfer

In einer Erklärung von Bundeskanzler Gerhard Schröder hieß es, nach gegenwärtigem Kenntnisstand befänden sich unter den Verletzten auch deutsche Urlauber. Das Auswärtige Amt ergänzte, es gebe weiterhin keine konkreten Hinweise auf deutsche Schwerverletzte oder Todesopfer.

Dies sei aber eine vorläufige Bilanz, da die Aufklärungsarbeiten noch liefen. Im Gebiet von Scharm el Scheich machen gegenwärtig mehrere tausend Deutsche Urlaub. Mehrere große deutsche Reiseveranstalter teilten mit, ihre Gäste in Ägypten seien wohlauf.

Mehrere Flugzeuge brachten Touristen aus dem Urlaubsort am Roten Meer zurück nach Deutschland.

Die Deutsche Botschaft in Kairo richtete einen Krisenstab ein und entsandte zur Betreuung möglicher deutscher Betroffener ein Krisenteam nach Scharm el Scheich. In Berlin wurde das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes personell verstärkt.

In einer auf einer Internetseite veröffentlichten Botschaft erklärte eine Terrorgruppe namens "Brigaden des Märtyrers Abdullah Assam der Al-Qaida-Organisation in Groß-Syrien und Ägypten" , die Attentate seien ein Schlag gegen "Kreuzfahrer, Zionisten und das abtrünnige ägyptische Regime". Die Echtheit der Botschaft war zunächst nicht festzustellen.

Die erste Explosion ereignete sich gegen 1.15 Uhr (Ortszeit) im Touristenzentrum Naama Bay, wo sich zahlreiche Hotels befinden. Die Detonation ließ die Empfangshalle des Ghazala Gardens einstürzen.

Eines der mit Sprengstoff beladenen Fahrzeuge durchbrach die Absperrung des Hotels und explodierte anschließend, wie der Provinzgouverneur von Südsinai, Mustafa Afifi, einem Radiosender sagte. Dass es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt habe, bestätigte er allerdings bislang nicht. Einsatzkräfte befürchteten weitere Opfer unter den Trümmern.

Eine zweite Autobombe explodierte in der Nähe des Mövenpick-Hotels, wie ein Hotelangestellter bestätigte. Der dritte Sprengsatz detonierte in einem Minibus auf dem Alten Markt von Scharm el Scheich, der etwa vier Kilometer von Naama Bay entfernt ist. Dabei seien mindestens 17 Menschen - vermutlich alle Ägypter - ums Leben gekommen. Sie hatten vor einem Café gesessen.

Fenster im weiten Umkreis barsten. Rauch stieg auf. Augenzeugen berichteten von einer Massenpanik. Überall hätten Tote und Verletzte gelegen. Touristen irrten ziellos durch die dunklen Straßen des Ortes.

Krankenwagen aus umliegenden Städten wurden angefordert. Das Gesundheitsministerium entsandte per Flugzeug Ärzte von Kairo nach Scharm el Scheich. Zu den Anschlägen bekannte sich zunächst niemand. Der Ort auf der Sinai-Halbinsel am Roten Meer ist bei israelischen und europäischen Touristen sehr beliebt.

In der Vergangenheit war Ägypten bereits öfters Ziel von terroristischen Angriffen gewesen. 1997 hatten islamistische Attentäter bei den antiken Stätten von Luxor 58 Touristen und vier Ägypter getötet.

Vor neun Monaten hatte es zudem in den Ferienorten Taba und Ras Schitan auf der Sinai-Halbinsel eine Reihe von Sprengstoffanschlägen gegeben, bei denen 34 Menschen ums Leben kamen.

Der ägyptische Tourismusminister Ahmed al Maghrabi sagte dem Sender Nile News Channel, die aktuellen Anschläge hätten das Ziel, die Menschen zu verängstigen und sie vom Reisen abzuhalten. Trotzdem würden sie der für Ägypten so wichtigen Tourismusindustrie nicht schaden.

© sueddeutsche.de/AP/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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