Anschlag auf Botschaftskonvoi:Folgenschwerer Irrtum

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Irakische Besatzungsgegner haben sich laut Medienberichten für die Tötung von zwei deutschen GSG-9-Beamten entschuldigt. Die Aufständischen hätten gedacht, bei den Deutschen handle es sich um US-Spezialeinheiten.

Das erklärte Dschabbar al Kubajsi, Präsident der Irakischen Patriotischen Koalition, dem Spiegel-TV-Magazin in Bagdad, wie Spiegel TV am Wochenende vorab mitteilte. Bei einem Gefecht zwischen US-Truppen und Aufständischen wurden am Samstag nach einem Pressebericht nahe der Grenze zu Syrien fünf US-Marineinfanteristen getötet.

Bewaffnete Iraker führten in einem Video erstmals einen vermissten US-Soldaten als Geisel vor. Al Kubajsi, dessen Organisation laut Spiegel-TV als politischer Arm des irakischen Widerstandes gilt, betonte, die Fahrzeuge mit den Deutschen wären unbehelligt geblieben, wenn sie als deutscher Konvoi gekennzeichnet gewesen wären und an dem von Irakern errichteten Checkpoint gehalten hätten.

Ein irakischer Regierungsbeamter sagte am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP, die beiden GSG-9-Beamten seien südlich der Widerstandshochburg Falludscha verscharrt worden. Er habe "aus humanitären Gründen" Freunde damit beauftragt, Informationen über das Schicksal der beiden Deutschen zusammenzutragen.

Das Auswärtige Amt (AA) in Berlin wies darauf hin, dass es Bemühungen, "letzte Gewissheit" über das Schicksal der beiden vermissten GSG-9-Beamten zu bekommen, "unvermindert und mit größtem Nachdruck" fortsetze. Zu Einzelheiten wollte der AA-Sprecher nicht Stellung nehmen, "um die Erfolgsaussichten dieser Bemühungen nicht zu gefährden". Die GSG-9-Beamten gehörten zu einem Konvoi von der jordanischen Hauptstadt Amman in das 50 Kilometer östlich von Falludscha gelegene Bagdad, den bewaffnete Angreifer am 7. April überfielen.

Wie das Nachrichtenmagazin Focus berichtete, wurde der Konvoi eindringlich von jordanischen und deutschen Nachrichtendiensten vor der gefährlichen Autofahrt gewarnt. Bei den Kämpfen nahe der syrischen Grenze seien neun weitere US-Soldaten verletzt worden; zudem seien auf irakischer Seite dutzende Kämpfer ums Leben gekommen, berichtete die US-Zeitung St. Louis Post-Dispatch auf ihrer Website.

300 Aufständische greifen Falludscha an

Demnach griffen fast 300 Aufständische aus Falludscha und Ramadi die US-Marines am Samstag nahe der Grenzstadt Husaibah an. Bei Angriffen auf Armeekonvois in der Nähe von Tikrit und östlich von Bagdad wurden zwei US-Soldaten getötet, wie die US-Armee erklärte.

Der katarische Fernsehsender al-Dschasira strahlte am Freitagabend ein Videoband aus, auf dem der Soldat Keith Matthew Maupin umringt von maskierten Bewaffneten zu sehen war. Ein Entführer sagte in dem Video, der Soldat solle gegen irakische Gefangene der US-Truppen ausgetauscht werden. Drei nach einer Woche Geiselhaft freigekommene Japaner trafen am Sonntag in ihrer Heimat ein. Zwei weitere japanische Geiseln waren am Samstag freigelassen und nach Amman gebracht worden. Die drei am Freitag freigelassenen Tschechen kehrten nach Prag zurück.

Bei einem Treffen mit Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) in Paris bezeichnete der UN-Beauftragte für Irak, Lakhdar Brahimi, die Lage in Irak als "sehr schwierig". "Doch man muss optimistisch sein". Fischer sagte, es müsse alles getan werden, "damit der Terror in der Region keine Wurzeln schlagen" könne und dann über die Region hinausgreife. Entscheidend sei, "dass möglichst früh die Besatzung abgelöst wird, ohne dass ein Sicherheitsvakuum entsteht".

Die Schiitenpartei Dawa wollte am Sonntag nach eigenen Angaben eine neue Verhandlungsrunde im Konflikt zwischen der US-Armee und dem radikalen Schiitenführer Moktada Sadr um die Städte Nadschaf und Kerbela starten. Am Samstag hatte ein Sprecher Sadrs die Verhandlungen für gescheitert erklärt und gesagt, es werde jeden Moment mit einem US-Angriff auf Nadschaf gerechnet. Die USA dementierten dies.

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