Ankündigung aus Nordkorea:Atomtestgelände soll noch im Mai zerstört werden

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Vor dem Gipfeltreffen zwischen Machthaber Kim Jong-un und Präsident Trump will Pjöngjang die Anlage an der Grenze zu China sprengen lassen.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Nordkorea wird sein Atomtestgelände in Punggye-ri noch vor dem Gipfel von Diktator Kim Jong-un mit US-Präsident Donald Trump schließen. Dazu lädt Pjöngjang ausländische Journalisten und Wissenschaftler ein. Das gab das Außenministerium am Wochenende bekannt. Die Meldung wurde vom nordkoreanischen Radio, vom Fernsehen und am Sonntag auch von der Parteizeitung verbreitet. Damit hat Kim auch sein eigenes Volk darüber informiert, dass er das Atomprogramm aufgeben will. Die Propaganda-Banner, mit denen das Regime seine Atomwaffen und Raketen feierte, sind aus dem Stadtbild von Pjöngjang bereits verschwunden.

Die Schließung des Testgeländes soll mit einer Zeremonie zwischen dem 23. und 25. Mai begangen werden. Vorgesehen seien "technische Maßnahmen zur Demontage", die deutlich machen, dass es keine Atomtests mehr gebe. Skeptiker weisen allerdings darauf hin, dass Kims Vater Kim Jong-il 2008 den Kühlturm des Forschungsreaktors Yongbyon im Beisein von CNN sprengen ließ. Das Atomprogramm ging gleichwohl weiter.

Kim hatte die Schließung bereits vor dem Gipfeltreffen mit Südkoreas Präsident Moon Jae-in im April angekündigt. Ein Sprecher des Blauen Hauses, des Amtssitzes Moons, sagte am Sonntag, mit der Festlegung des Datums zeige Kim, dass er willens sei, Wort zu halten. "Wir hoffen, der Knall des Dynamits, mit dem die Stollen in Punggye-ri gesprengt werden, wird zum Startschuss für eine Reise zur atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel." Trump, der Kim am 12. Juni in Singapur treffen wird, dankte ihm und begrüßte seine Entscheidung als "klug und großzügig".

Zur Demontage der Testanlage werden zuerst die Versuchsstollen mit Sprengungen zum Einsturz gebracht, dann werden alle Tunneleingänge blockiert. Im nächsten Schritt sollen Beobachtungs- und Forschungseinrichtungen abgebaut werden. "Parallel dazu werden Wachen und Forscher abgezogen und das Gelände abgeriegelt", so das Außenministerium. Für ausländische Medien werde es ein Pressezentrum einrichten. Nordkorea hat seit dem Jahr 2006 insgesamt sechs Atomtests durchgeführt, alle auf dem Gelände in Punggye-ri. Nach der letzten und stärksten Atomexplosion im September stürzte mindestens ein Teststollen ein, wie eine chinesische Studie unabhängig bestätigt hat.

Punggye-ri liegt nur 60 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt. Manche Geologen meinen, der Einsturz habe das ganze Testgelände unbenutzbar gemacht. Nordkorea hat dem allerdings widersprochen, es verfüge dort noch über intakte Teststollen. Kim hat Moon auf dem innerkoreanischen Gipfel versichert, er lasse nicht nur den zerstörten Stollen sprengen, sondern werde die komplette Testanlage schließen lassen.

Die USA wollen Kim im Gegenzug zum Verzicht auf Atomwaffen bestimmte Sicherheiten anbieten. Das kündigte US-Außenminister Mike Pompeo am Sonntag an: "Wir werden Versicherungen bereithalten müssen, um sichergehen zu können."

© SZ vom 14.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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