Anhörung Saddam Husseins:"Dies ist alles Theater, der wahre Verbrecher ist Bush"

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Der irakische Ex-Diktator Saddam Hussein hat sich bei seiner ersten gerichtlichen Anhörung gegen die Anklage gewehrt. Saddam stellte sich als "Präsident des Irak" vor. Das Verfahren gegen sich bezeichnete er als "Theater für den Wahlkampf von US-Präsident Bush".

Der ehemalige irakische Machthaber Saddam Hussein hat sich am Donnerstag bei seiner ersten gerichtlichen Anhörung gegen die Vorwürfe gegen ihn gewehrt.

"Dies ist alles Theater, der wahre Verbrecher ist Bush", sagte Saddam nach Angaben einer CNN-Korrespondentin, die bei der Anhörung anwesend war.

Saddam sei sehr dünn gewesen und habe müde gewirkt. Er sei wie der Schatten seiner selbst, berichtete Christiane Amanpour.

Er sei in Handschellen zum Gericht gebracht worden, die Fessel sei jedoch vor dem Auftritt im Gerichtssaal entfernt worden. Die Anhörung dauerte rund 30 Minuten.

Anschuldigungen zurückgewiesen

"Ich bin Saddam Hussein, der Präsident des Irak", sagte Saddam nach Angaben der Korrespondentin auf die Frage des Richters. Er habe sowohl die Anschuldigung im Zusammenhang mit der Ermordung irakischer Kurden als auch mit dem Einmarsch in Kuwait zurückgewiesen.

Saddam habe sich geweigert, das Papier zu unterzeichnen, mit dem er bestätigen sollte, dass er die Anklage verstanden habe. So etwas tue er nur in Anwesenheit von Rechtsanwälten.

Der amerikanische Fernsehsender CNN hatte zuvor gemeldet, Saddam Hussein sei in einem gepanzerten Bus, der von vier US-Militärfahrzeugen und einem Krankenwagen eskortiert wurde, vorgefahren.

Der Expräsident sollte zu seiner ersten Anhörung zunächst einem Einzelrichter vorgeführt werden, wie der Vorsitzende des irakischen Sondertribunals für die Aufarbeitung der Regimeverbrechen, Salem Tschalabi, mitteilte.

Der Richter sollte die Anklageschrift gegen den 67-Jährigen verlesen. Wer dieser Jurist ist sowie über Ort und Zeit wurde Stillschweigen gewahrt. Es wurde erwartet, dass die Anhörung auf oder nahe dem Flughafen von Bagdad stattfindet.

Anklage sei bislang noch nicht offiziell erhoben worden, so Tschalabi. Die Hauptvorwürfe sollten bei der Anhörung jedoch verlesen werden.

Es wird erwartet, dass Saddam für die Tötung und Vertreibung von 100.000 Kurden im Jahr 1988, für die brutale Niederschlagung der Schiiten-Aufstände im Jahr 1991 mit Tausenden Toten und für schwere Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit dem Krieg gegen Iran (1980-1988) und der Invasion Kuwaits (1990) angeklagt wird.

Saddam Hussein war am Mittwoch - mehr als sechs Monate nach seiner Gefangennahme durch US-Soldaten - der irakischen Justiz überstellt worden.

Tschalabi und ein irakischer Richter hatten ihn am Mittwoch in seiner Zelle aufgesucht und mitgeteilt, dass er nunmehr ein Untersuchungshäftling und nicht länger ein Kriegsgefangener sei, berichtete der staatliche irakische Fernsehsender El Irakija.

Das Sondertribunal hatte bereits am Dienstag Haftbefehle gegen Saddam und elf seiner ehemaligen Mitstreiter ausgestellt. Am Mittwoch war Hussein von den USA der irakischen Justiz übergeben. Die Zwölf bleiben aus Sicherheitsgründen in US-Gewahrsam.

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