Angebliches Saddam-Tonband:"In die Irre gelaufene Hunde"

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Auf dem Tonband wird das irakische Volk zum "anhaltenden Krieg" aufgerufen. Mehr noch als die alliierten Soldaten sollen die irakischen Helfer der ausländischen Truppen Ziel des Widerstandes werden. Experten zufolge klingt die Stimme tatsächlich wie die des ehemaligen Diktators.

Der gestürzte Diktator Saddam Hussein hat sich angeblich erneut gemeldet. Auf einem Tonband, das der arabische Sender El Arabija am Sonntag ausgestrahlt hat, ruft eine Stimme, die dem ehemaligen Machthaber zugeschrieben wird, die Iraker zum "anhaltenden Krieg" gegen die Besatzungstruppen und ihre Helfer auf.

Widerstand gegen "Agenten der ausländischen Truppen" habe dabei noch Vorrang vor Angriffen auf die alliierten Soldaten, sagte der Mann offenbar auch mit Blick auf die Iraker, die Ansprechpartner und Mitarbeiter der Amerikaner sind. Der angebliche Hussein kündigt auf dem Band auch seine Rückkehr an die Macht an.

Nach Einschätzung von Experten klingt die Stimme zwar müde, aber doch wie die des ehemaligen Staatschefs. Mehrere Bezüge auf den Fastenmonat Ramadan deuteten zudem darauf hin, dass das Tonband erst kürzlich aufgenommen wurde.

Die irakischen Mitarbeiter der Koalition bezeichnete der Sprecher als "in die Irre gelaufene Hunde", denen sogar das politische Gewicht fehle, "auf den Straßen Bagdads oder einer anderen irakischen Stadt zu laufen".

Die USA und ihre Verbündeten hätten die Schwierigkeiten einer Besatzung unterschätzt, erklärte der Sprecher. "Die Bösen haben sich nun in ein Dilemma manövriert."

Die Iraker würden sich den "bösen Absichten" der Koalition weiter widersetzen, sagte er. "Die Bösen werden nicht in der Lage sein, Irak zu besetzen und zu kolonialisieren."

Das Feuer Iraks werde "hunderttausende Soldaten schlucken", erklärte der Sprecher weiter. Die Koalition könne ihre Pläne nie umsetzen. Ihr bleibe keine andere Wahl, als sich aus Irak zurückzuziehen. In der Rede wurde auch nochmals bestritten, dass Irak Massenvernichtungswaffen besaß.

"Achse des Bösen"

Auf US-Präsident George W. Bush und den britischen Premierminister Tony Blair bezog sich der Sprecher indirekt mit der Bezeichnung "der Lügner aus den USA und der Lügner aus Großbritannien" - ein häufig von Saddam Hussein genutztes Attribut für die Regierungschefs in Washington und London. Die USA und ihr britischer Hauptverbündeter wurden als "Achse des Bösen" bezeichnet.

"Unsere Märtyrer kommen in den Himmel, während die Toten unter den Ungläubigen und andere Feinde in die Hölle fahren", hieß es auf dem Tonband. Gott möge den Fastenmonat Ramadan "zum Beginn und zur Grundlage des Sieges machen".

Das Tonband wurde El Arabija nach Angaben eines Redaktionssprechers unmittelbar vor der Ausstrahlung über Satellitentelefon zugespielt. Dem Sender sei nicht bekannt, von wo aus die Aufnahme übermittelt wurde.

(sueddeutsche.de/dpa/AP)

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