Amerikas Superreiche:Steuerlust

Finanzieller Ausgleich sorgt dafür, dass ein Land lebenswert ist.

Von Matthias Drobinski

Besteuert uns! 19 Milliardäre aus den USA haben die gute alte Regel einmal umgedreht, wonach die Klage über die Steuerlast mit dem Einkommen wächst, und unterstützen den Plan der potenziellen demokratischen Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren für eine Reichensteuer. Wer heute ein Nettovermögen von mehr als 50 Millionen Dollar besitzt, soll künftig eine zusätzliche Reichensteuer zahlen, um die Klimakrise zu bekämpfen, die Gesundheitsvorsorge zu verbessern, um Gerechtigkeit, Freiheit und Patriotismus zu fördern.

Man kann nun den einen oder die andere verdächtigen, er, sie wolle endlich mal im positiven Kontext in der New York Times erscheinen. Sei's drum: Die Idee ist richtig. Nicht Donald Trumps Niedrigsteuer-Ideologie macht Amerika zu einem besseren Ort auch für die Reichen, sondern ein System, das sie in die Verantwortung nimmt. Der Ausgleich, nicht die Spaltung macht ein Land lebenswert. Er ist eine patriotische Pflicht, da haben die Milliardäre recht. Niemand von ihnen muss ums große Boot oder täglich Brot fürchten.

Auf Deutschland ist die Idee nicht so leicht zu übertragen. Ein Weg zu mehr Gerechtigkeit könnte eine Form der Reichensteuer trotzdem sein. Und die Debatte darüber ein Akt der Aufklärung: Über Reichtum zu reden, ist immer noch ein Tabu im Land.

© SZ vom 26.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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