Alternativen:Dr. med. EU

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Wer in Deutschland keinen Studienplatz in Medizin ergattert, kann ins Ausland gehen. Doch einfach ist das nicht: Es ist teuer, beschränkt durch Limits für EU-Ausländer oder sehr schwierig, wenn man nicht fließend die Sprache spricht.

Wer in Deutschland am schwindelerregenden Numerus clausus oder miesen Medizinertest scheitert, muss nicht verzagen - vorausgesetzt er oder sie kann eine hohe fünfstellige Summe aufbringen. Denn es gibt, Europa sei Dank, inzwischen eine Reihe von Optionen, den Traum vom Medizinerstudium doch noch zu verwirklichen. Vor allem Hochschulen in osteuropäischen Ländern von Lettland über Polen bis nach Rumänien und Bulgarien haben sich auf zahlungskräftige Kundschaft aus Nord- und Westeuropa eingestellt und bieten Studiengänge auf Englisch an. Meist verlangen sie außer dem Sprachennachweis nur einen naturwissenschaftlichen Eignungstest; manche bitten zum Interview, meist geht das aber über Skype.

Österreich war indes schon immer eine beliebte Ausweichmöglichkeit für deutsche Medizinaspiranten, zumal das Studium dort einen großen Vorteil hat: Man spricht deutsch. Allerdings hat Österreich den Medizinertest Medat eingeführt, um den Zugang zu den knapp 1500 Medizinstudienplätzen des Landes zu regeln. 300 davon gehen an EU-Ausländer - 15 000 nehmen an den Tests im Schnitt pro Jahr teil. Im anderen deutschsprachigen Nachbarland, der Schweiz, Medizin zu studieren, ist noch ein bisschen schwieriger, zumindest für die allermeisten Bundesbürger: Man bräuchte schon einen Schweizer Pass, um einen Studienplatz ergattern zu können.

Großbritanniens Universitäten haben ebenfalls eine renommierte Medizinerausbildung. Strenge Auswahltests mit persönlichen Vorstellungsgesprächen und Studiengebühren von rund 10 000 Euro im Jahr limitieren indes die Nachfrage aus Deutschland. Und nun kommt auch noch die Unsicherheit des Brexit hinzu. Das zumindest wäre in Frankreich nicht der Fall. Dort hat man gute Chancen, das Studium beginnen zu können, weil es keine Zulassungsbeschränkung gibt. Ob man dann weit kommt, steht indes auf einem anderen Blatt: Die Examen am Ende des ersten Studienjahres bestehen nur fünf Prozent auf Anhieb. Und alles selbstverständlich auf Französisch.

Natürlich könnten angehende Mediziner auch in anderen EU-Staaten studieren - theoretisch. Etwa in Schweden. Praktisch müssen Bewerber dort nicht nur Englisch beherrschen, sondern fließend Schwedisch sprechen. Auch in Schweden werden Studienplätze zentral vergeben. Und weil es auch hier mehr Bewerber gibt als Plätze, existiert ebenfalls ein NC (der nur nicht so heißt). Mit dem Ergebnis, dass viele junge Schweden ins Ausland gehen, um Medizin zu studieren - so wie ihre Altersgenossen in Deutschland.

© SZ vom 20.12.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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