Al-Qaida-Terror:Doppelanschlag in Algier mit mindestens 23 Toten

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In der algerischen Hauptstadt haben al-Qaida-Kämpfer Sprengsätze vor dem Regierungssitz und einer Polizeiwache gezündet. Dabei starben mindestens 23 Menschen, 160 wurden verletzt.

Vor den Trümmern seines Amtssitzes sprach Ministerpräsident Abdelaziz Belkhadem von einem "feigen terroristischen Akt". Mit Verbitterung in der Stimme warf er den Islamisten vor, nicht auf das Amnestieangebot der Regierung eingegangen zu sein: "Das algerische Volk hat ihnen die Hand gereicht, und sie haben mit einem Terroranschlag geantwortet."

Rückschlag für Politik der Aussöhnung

Der Anschlag bedeutet einen schweren Rückschlag für die Regierungspolitik einer nationalen Versöhnung, 15 Jahre nach der Intervention der Streitkräfte gegen eine bevorstehende Machtübernahme islamischer Fundamentalisten.

Augenzeugen beobachteten einen Autofahrer, der sich mit seinem roten Wagen dem Amtssitz des Ministerpräsidenten näherte. Polizisten hätten noch versucht, ihn mit Schüssen zu stoppen, doch das Fahrzeug sei etwa 30 Meter vor dem Gebäude explodiert.

Das Auto brannte völlig aus. Sechs Stockwerke des Gebäudes wurden erheblich beschädigt, die Fassade stürzte teilweise ein. In dem gleichen Haus befindet sich auch der Amtssitz des Innenministers. Die Wucht der Explosion war so stark, dass das metallene Eingangstor verbogen wurde. Die Polizei riegelte den Zugang zu dem Regierungsgebäude ab.

Die amtliche algerische Nachrichtenagentur APS berichtete unter Berufung auf die Behörden von insgesamt 23 Todesopfern, nannte aber keine Einzelheiten. Zuvor hatte es geheißen, bei dem Anschlag auf den Sitz der Regierung seien mindestens neun Menschen ums Leben gekommen.

Am östlichen Rand von Algier, in der Vorstadt Bab Ezzouar, explodierte etwa zur gleichen Zeit eine zweite Bombe. Dort wurden nach Informationen von APS mindestens acht Menschen getötet und 50 verletzt.

Algerien befindet sich seit 1992 im ständigen Konflikt mit islamischen Fundamentalisten. Damals stand deren Islamische Heilsfront (FIS) bei einer Parlamentswahl kurz davor, die Regierungsmehrheit zu erringen. Die Wahl wurde daraufhin von den Streitkräften für ungültig erklärt, und die Fundamentalisten gingen in den Untergrund.

Bei Anschlägen, Überfällen und Kämpfen mit Polizei und Soldaten kamen seitdem schätzungsweise 200.000 Menschen ums Leben. Ende der 90er Jahre flaute die Gewalt etwas ab. In einem Referendum vom 29. September 2005 sprach sich die algerische Bevölkerung mit großer Mehrheit für einen Plan von Präsident Abdelaziz Bouteflika zur nationalen Versöhnung aus, verbunden mit einer weitgehenden Amnestieregelung.

Seit einigen Monaten kommt es aber wieder häufiger zu Zwischenfällen vor allem im Osten und in der Mitte des nordafrikanischen Landes. Am vergangenen Wochenende wurden bei Gefechten zwischen Islamisten und Regierungstruppen neun Soldaten und sechs Aufständische getötet. Die Islamisten griffen nach Angaben der Behörden eine Militärpatrouille im Wald von Zaccar an, 250 Kilometer westlich von Algier.

Bei einem Bombenanschlag auf einen Bus mit Arbeitern einer russischen Firma kamen am 3. März vier Menschen ums Leben. Dazu bekannte sich die Organisation Al Kaida im Islamischen Nordafrika. Dabei handelt es sich offenbar um die gleiche Organisation wie bei der früher aufgetretenen Salafistischen Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC).

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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