al Qaida: Geständnis zum 11. September 2001:Der Mann, der den Papst töten wollte

Lesezeit: 2 min

Chalid Scheich Mohammed war ein großer Fisch der al-Qaida. Wie groß, stellte sich bei seiner Aussage in Guantanamo heraus. Ungeklärt ist, inwieweit das Geständnis unter Folter zustande kam.

Vier Jahre nach seiner Verhaftung in Pakistan hat Chalid Scheich Mohammed, die ehemalige Nummer drei des Terror-Netzwerks Al-Qaida ein erstaunlich umfassendes Geständnis abgelegt: "Ich war verantwortlich für die Planung der Operationen vom 11. September von A bis Z", sagte Mohammed bei einer Anhörung im US-Militärgefängnis von Guantanamo Bay auf Kuba.

Doch damit nicht genug: Laut eines vom Pentagon am Mittwoch (Ortszeit) freigegebenen und zensierten Protokolls hat der 53-Jährige auch die Beteiligung an weiteren Anschlägen zugegeben: So plante er den Anschlag auf das World Trade Center aus dem Jahr 1993. Außerdem steckte er angeblich hinter dem 2001 fehlgeschlagenen Schuhbomben-Attentat auf ein Flugzeug der Fluggesellschaft American Airlines: "Ich war verantwortlich für die Planung, Überwachung und Finanzierung der Operation auf britischem Boden, um den Flughafen Heathrow, das Canary Wharf Building und den Big Ben zu zerstören", erklärte der Pakistaner dem Protokoll zufolge.

Er sei außerdem an einem Attentatsversuch auf Papst Johannes Paul II. während dessen Besuchs auf den Philippinen beteiligt gewesen.

Auch die Bombenanschläge von Bali 2002 gehen laut Protokoll auf Scheich Mohammeds Konto.

In einer dieser geschwärzten Passagen erklärte Mohammed nach Informationen der Nachrichtenagentur AP, er sei auch für die Enthauptung des in Pakistan 2002 entführten US-Reporters Daniel Pearl verantwortlich. Insgesamt bekannte sich Mohammed angeblich zur Planung von 28 Anschlägen vor 1993 bis 2003.

Nach Darstellung von Mohammed hatte al-Qaida nach den Terroranschlägen vom 11. September eine zweite Welle von Angriffen auf den Library Tower in Los Angeles, den Sears Tower in Chicago, die Plaza Bank in Seattle und das Empire State Building in New York geplant.

Mohammed schwor vor der Militärkommission den Angaben zufolge einen Treueeid auf Terrorchef Osama bin Laden. "Ich mag es nicht, Leute umzubringen. Es tut mir Leid, dass am 11. September Kinder getötet wurden", sagte der Häftling in gebrochenem Englisch. Deren Tod sei aber Teil der "Sprache des Krieges".

Die Anhörung vor einem dreiköpfigen Militär-Gremium fand in dem US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba hinter verschlossenen Türen statt. Das Pentagon schwärzte einige Passagen von Mohammeds Aussage.

Mohammed erklärte, der US-Geheimdienst CIA habe ihn unmittelbar nach der Festnahme gefoltert. Später in dem 26 Seiten langen Transkript sagt er, sein Geständnis erfolge nicht unter Zwang. Der Vorsitzende bei der Anhörung, ein Oberst, fragte Mohammed ausdrücklich, ob er seine Aussage mache, nachdem Zwang, oder "um Ihr Wort zu benutzen, Sie behaupten Folter", ausgeübt worden sei. Teile von Mohammeds Aussage dazu wurden aus dem Transkript gelöscht und seine Antwort in diesem Punkt blieb unklar.

Weitere Verhörprotokolle veröffentlicht

Im Gegensatz zu früheren Anhörungen ist dieses Mal die Presse ausgeschlossen worden. Das Pentagon begründet dies mit höchst vertraulichen Informationen unter anderem über die Umstände der Gefangennahme und die bisherige Haft. Deshalb werden nur zensierte Protokolle der Anhörungen veröffentlicht.

Das Pentagon veröffentlichte auch Niederschriften von Anhörungen im Fall des Libyers Abu Faradsch al Libi und des Jemeniten Ramsi Binalschib. Binalschib hatte sich allerdings geweigert, an seiner Anhörung teilzunehmen. Er soll Mohammed bei der Planung der Anschläge vom 11. September geholfen haben.

Al Libi soll im Dezember 2003 innerhalb von elf Tagen zwei Attentate auf den pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf organisiert haben. Die Anhörungen gegen 14 zentrale Terrorverdächtige begannen am vergangenen Freitag in Guantanamo. Sechs Verdächtige wurden bereits aufgerufen, um zu klären, ob sie zu "feindlichen Kämpfern" erklärt werden können, die unbegrenzt festgehalten und von Militärgerichten abgeurteilt werden können.

Vor einer US-Militärkommission in Guantanamo werden derzeit 14 als besonders gefährlich eingestufte Gefangene angehört. Sie wurden im September vergangenen Jahres aus geheimen CIA-Gefängnissen im Ausland in das Militärgefängnis gebracht. Die 14 Gefangenen sollen nach dem Willen von US-Präsident George W. Bush wegen Kriegsverbrechen angeklagt werden.

© dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: