Aktuelles Lexikon:Skandal

Die griechische Wurzel des Wortes Skandal ist insofern recht ergiebig, als man unter einem skándalon das Stellholz einer Falle verstand.

(SZ vom 25.06.2003) - Demnach wäre der Skandal das Ereignis, das die Falle über einem Menschen oder der Gesellschaft zuschlagen lässt, nicht aber der Missstand, der dadurch eintritt beziehungsweise offenbar wird.

Der heutige Sprachgebrauch neigt dazu, Stellholz und Falle, also Ereignis und Missstand, in eins zu setzen und im Skandal etwas länger Andauerndes zu sehen.

Zu erkennen gibt sich das in Titeln wie "BSE-Skandal und kein Ende", deren empörte Attitüde nur notdürftig die Genugtuung über diese Sachlage zudeckt.

Der Skandal ist alt - das Tempo neu

Sicher ist der Skandal so alt wie die Menschheit, geändert hat sich nur das Tempo, in dem die Kunde davon um die Welt läuft:

Von der Päpstin Johanna erfuhr man wesentlich später als von den Hitler-Tagebüchern, doch ließen beide Skandale die betroffenen Institutionen, das marode Papsttum und eine besinnungslose Sensationspresse, gewaltig in die Falle rasseln.

Das skándalon spielt in der Bibel eine bedeutende Rolle: als das "Ärgernis", wie Luther es übertrug.

Vom Ärgernis heißt es, einigermaßen irritierend, dass es zwar in die Welt gehöre, dass aber dem, der es in die Welt bringt, besser ein Mühlstein um den Hals gehängt und er ins Meer versenkt würde, wo es am tiefsten ist.

Gut für die Skandalpresse, dass daraus nicht geltendes, einklagbares Recht wurde.

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