Aktuelles Lexikon:Schmiergeld

Das läuft ja wie geschmiert! Und, ich schmier dir gleich eine. Wie das Schmiergeld zum Namen kam.

N.P.

Eine der gebräuchlichsten Formen der Korruption ist die Zahlung von Schmiergeld: Ein Beamter verlangt für die Erteilung einer Baugenehmigung Geld, das er in die eigene Tasche steckt; Mitarbeiter in der Einkaufsabteilung eines großen Konzerns vergeben gegen Geld Aufträge an ganz bestimmte Lieferanten.

Schmieren ist ein altes, seit dem frühen Mittelalter belegtes Synonym für "salben" und wird seit alters her in vielen Verbindungen benutzt. Wenn man jemandem "eine schmiert", dann verbindet sich damit die Vorstellung, dass die Backpfeife an der Wange kleben bleibt.

Falsche Postkutscher-Theorie

Entsprechend erhofft man sich von Schmiergeld, dass ein Verwaltungsakt "wie geschmiert" funktioniert. Die Gleichsetzung von "schmieren" mit "bestechen" ist seit dem 14.Jahrhundert bekannt. Falsch ist daher wohl die populäre Theorie, wonach der Begriff aus dem Zeitalter der Postkutschen stammt: Kutscher sollen von ihren Passagieren Geld verlangt haben, um die Achsen schmieren und so das Quietschen verhindern zu können.

Eine ganz andere Wurzel hat der Begriff "Schmiere stehen"; er stammt aus dem Rotwelschen und geht auf das hebräische Wort schmira = Wache zurück. Interessant sind die etymologischen Unterschiede zwischen der deutschen und der englischen Sprache: Bribe war ursprünglich das Stück Brot, das dem Bettler gegeben wurde. Erst im 16.Jahrhundert änderte sich die Bedeutung in "Schmiergeld".

© SZ vom 17.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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