Aktuelles Lexikon:Chanson

Sie sind eine besondere Spielart der französischen Kultur, die bereits im 19. Jahrhundert entstanden ist.

Von Reinhard J. Brembeck

Chanson heißt im Französischen schon seit dem Mittelalter ganz banal Lied. Wer aber heute, gerade in Deutschland, von Chansons schwärmt, der meint eine ganz spezielle Spielart der französischen Kultur, bei der die in Deutschland oft unbekannten, weil nicht allzu oft verstandenen Texte deutlich wichtiger sind als die Musik, die oft zwischen Liedchen, Schlager, Rummelplatz und Gassenhauer changiert. Die Heroinen und Heroen des Chansons genießen in Frankreich Kultstatus, so auch die gerade verstorbene Juliette Gréco genauso wie ihre noch viel berühmtere Kollegin Edith Piaf. "Les feuilles mortes" (Das welke Laub), der Text stammt von Großdichter Jacques Prévert, war einer der größten Gréco-Erfolge, eine romantische Liebesretrospektive, die daran erinnert, dass das moderne Chanson schon im 19. Jahrhundert entstand und musikalisch viel gemeinsam hat mit den Klassikkomponisten Charles Gounod, Jules Massenet, Gabriel Fauré. Viele Chansonniers haben, anders als Gréco und Piaf, ihre existenzialistischen, liebesschwarzen und oft politischen Lieder meist selbst getextet und/oder vertont, so Barbara, Jacques Brel, Charles Aznavour, Léo Ferré, Charles Trenet, Gilbert Bécaud, Boris Vian: Die Szene ist riesig und jeden Versuch wert, endlich richtig Französisch zu lernen.

© SZ vom 25.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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