Afrikareise:Dreiklang im Gepäck

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Angela Merkel wird von Ghanas Präsidenten Nana Akufo-Addo begrüßt. (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Bundeskanzlerin Angela Merkel will die Wirtschaft in Ghana fördern - und sie möchte mit dem Präsidenten über illegale Migration und Möglichkeiten zur legalen Zuwanderung sprechen. Ghana gehört in Deutschland zu den sicheren Herkunftsstaaten.

Die Militärkapelle am Flughafen von Accra würdigte den Besuch der deutschen Regierungschefin mit 21 Salutschüssen sowie traditionellen Tänzen und Gesängen. Bislang war die Kanzlerin in ihrer Amtszeit erst einmal in Ghana zu Gast, als sie 2010 auf dem Weg zur Fußball-WM in Südafrika einen Zwischenstopp dort einlegte. Seitdem hat sich viel verändert.

Wenn Merkel jetzt auf dem Nachbarkontinent unterwegs ist, hat sie die Zahlen zu ausreisepflichtigen abgelehnten Asylbewerbern im Gepäck - 4200 sind es derzeit aus Ghana. Merkel setzt daher in den Gesprächen während ihrer Afrika-Reise auf einen Dreiklang: illegale Migration bekämpfen, Möglichkeiten zur legalen Zuwanderung schaffen und die Wirtschaft in den afrikanischen Ländern fördern.

Der Merkel in Accra begleitende Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) rief die deutsche Wirtschaft auf, sich stärker dort zu engagieren. Bislang seien in Ghana nur etwa achtzig der rund 1000 in Afrika tätigen deutschen Unternehmen aktiv, bemängelte der Minister. Das Handelsvolumen zwischen Ghana und Deutschland betrage nur ein Zehntel des Handels mit Ländern wie Kroatien oder Kasachstan.

Christen und Muslime leben in Ghana friedlich zusammen

Präsident Nana Akufo-Addo will sein Land wirtschaftlich modernisieren und hat das Ziel ausgerufen, Ghana unabhängig von ausländischer Entwicklungshilfe zu machen. Zwar kämpft Ghana mit staatlicher Verschuldung und einer hohen Inflationsrate, die Wirtschaft des etwa 29 Millionen Einwohner zählenden Landes wuchs jedoch allein im vergangenen Jahr um mehr als acht Prozent. Zudem leben in Ghana mehr als 50 Volksgruppen sowie Christen und Muslime friedlich zusammen.

Akufo-Addo erbost es daher, wenn Tausende Ghanaer das Land verlassen, um ihr Glück in Europa zu suchen. Ende vergangenen Jahres machte in den sozialen Medien eine Rede des Präsidenten die Runde, mit der er die Jugend überzeugen wollte, dass ihre Chancen in Ghana lägen. Die Chancen, als Ghanaer in Europa Asyl zu bekommen, sind verschwindend gering: Deutschland hat das westafrikanische Land etwa bereits schon in den 1990er-Jahren auf der Liste der sicheren Herkunftsstaaten gesetzt. Weniger als sechs Prozent der ghanaischen Asylbewerber werden in Deutschland anerkannt.

© SZ vom 31.08.2018 / AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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