Afghanistan:Weitere südkoreanische Geiseln frei

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Nur wenige Stunden nach der Freilassung von drei Frauen haben die Taliban fünf weitere südkoreanische Geiseln freigelassen. Das Rote Kreuz nahm vier Frauen und einen Mann in Empfang.

Die Taliban haben fünf weitere südkoreanische Geiseln freigelassen. Ein Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe vier Frauen und einen Mann in Empfang genommen. Wenige Stunden zuvor waren die ersten Geiseln, drei Frauen, freigelassen worden.

"Ja, ich kann bestätigen, dass wir eine zweite Gruppe von fünf Geiseln empfangen haben, vier Frauen und einen Mann", sagte IKRK-Vertreter Craig Muller. Der Übergabeort sei nicht derselbe gewesen, wie bei der Freilassung der drei Frauen am Morgen. Die insgesamt 19 Geiseln waren an verschiedenen Orten festgehalten worden.

Am Vormittag waren zunächst drei Frauen in die Obhut des afghanischen Stammesführer Hadschi Sahir übergeben worden. Er brachte sie zum Internationalen Komitee des Roten Kreuzes (IKRK). Die drei Geiseln schienen bei guter Gesundheit zu sein, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Außenministeriums.

Die Frauen trafen in einem Auto im Dorf Kala-E-Kasi in Mittelafghanistan ein, ihre Köpfe mit Tüchern bedeckt. Sie äußerten sich nicht. Journalisten wurden vom IKRK gebeten, keine Fragen zu stellen. Von Kala-E-Kasi aus wurden die Frauen nach Ghasni gebracht.

Unterhändler Südkoreas und der Taliban hatten am Dienstag eine Einigung erzielt, wonach die Entführer die 19 christlichen Helfer nach sechs Wochen Geiselhaft freilassen wollten. Im Gegenzug soll Südkorea wie geplant seine 200 Mitglieder der internationalen Schutztruppe ISAF bis Ende des Jahres abziehen und missionarische Tätigkeit seiner Bürger in Afghanistan unterbinden. Ihre ursprüngliche Forderung nach einer Freilassung inhaftierter Gesinnungsgenossen ließen die Entführer offenbar fallen.

Kritik an Verhandlungen

Die Taliban hatten am 19. Juli insgesamt 23 Missionare aus Südkorea verschleppt. Zwei Männer erschossen sie kurz darauf, zwei kranke Frauen ließen sie frei.

Der afghanische Handelsminister Amin Farhang bezeichnete eine Freilassung der Geiseln unter diesen Umständen als problematisch. In einem Interview des Bayerischen Rundfunks äußerte er die Befürchtung, dass der Ausgang des Geiseldramas zu einem Präzedenzfall werden könnte. Die Taliban würden nun auch weiterhin versuchen, über Entführungen ihre Ziele durchzusetzen.

Die südkoreanische Regierung verwahrte sich unterdessen gegen Kritik an ihrem Verhalten im Geiseldrama. Die Tatsache, dass südkoreanische Diplomaten wiederholt direkt mit den Taliban gesprochen hatten, wurde als Verletzung des internationalen Prinzips gewertet, nicht mit Terroristen zu verhandeln.

Ein Sprecher des südkoreanischen Präsidenten, Cheon Ho Sun, sagte dagegen, man sei nicht wesentlich von der internationalen Praxis abgewichen. Schließlich seien andere Staaten in ähnlichen Fällen ebenfalls mit den Entführern in Kontakt getreten. Falls es international Klärungsbedarf gebe, sei die südkoreanische Regierung bereit, ihre Position zu erläutern.

Neben den verbliebenen südkoreanischen Geiseln befindet sich auch noch ein deutscher Bauingenieur in Geiselhaft in Afghanistan. Über sein Schicksal liegen keine neuen Erkenntnisse vor. An der Strategie für seine Rettung soll sich nach der Freilassung der Koreaner offenbar nichts ändern.

Es würden weiterhin alle möglichen Anstrengungen unternommen, den 62-Jährigen zu befreien, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Aus meiner Sicht ändert aber die Situation bezüglich der südkoreanischen Geiseln nichts an der Art und dem Umfang unserer Aktivitäten", sagte sie. "Wir sind durch den Krisenstab voll engagiert und involviert."

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