Afghanistan:US-Streitkräfte starten "Operation Lawine"

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Das amerikanische Militär will im Osten des Landes gegen Taliban- und al-Qaida-Kämpfer vorgehen, die sich dort in die unzugänglichen Gebirge zurückgezogen haben. UN-Generalsekretär Annan hat die Völkergemeinschaft unterdessen aufgefordert, ihr Engagement in Afghanistan zu erhöhen. Sonst müsse sie "eine Verschlimmerung der Situation in Kauf nehmen".

Dies sagte Militärsprecher Oberstleutnant Bryan Hilferty im Hauptquartier der US-Streitkräfte in Bagram, wie der Nachrichtensender CNN in der Nacht zum Dienstag berichtete.

Die "Operation Lawine", die am Wochenende begonnen habe, ist nach US-Angaben die größte Offensive gegen Kämpfer der Taliban und al-Qaida seit dem Sturz der Taliban vor zwei Jahren. Die Rebellen ziehen sich nach Angriffen immer wieder über die unzugänglichen Gebirge an der Grenze nach Pakistan zurück.

Hunderte US-Soldaten sind in einer Luftlandeoperation im Osten Afghanistans in der Nähe der Stadt Chost gelandet. Wie ein Sprecher der US-Streitkräfte auf dem Stützpunkt Bagram bei Kabul mitteilte, sollen die Soldaten des 501. Fallschirmjägerregiments die Grenze zu Pakistan in dem Gebiet im Osten Afghanistans abriegeln. Dort gab es in jüngster Zeit etliche Angriffe auf die Besatzungstruppen.

Insgesamt werden im Osten und Süden Afghanistans zwischen 2000 und 11.500 Soldaten eingesetzt, um die Taliban- und al-Qaida-Mitglieder zu bekämpfen. Haupteinsatzgebiet seien Regionen, in denen Soldaten und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen von Terrorgruppen angegriffen worden seien.

Am Samstag waren in der ostafghanischen Provinz Ghasni bei einem Angriff der US-Luftwaffe neun Kinder getötet worden. Bei der Operation war auch ein Mann ums Leben gekommen. Ob er der Taliban-Kommandeur war, dem der Angriff eigentlich gegolten hatte, war am Montag unklar. Die DNA-Tests seien noch nicht abgeschlossen, sagte Hilferty.

Warnungen vor dem Scheitern der Friedensbemühungen

UN-Generalsekretär Kofi Annan hat unterdessen vor dem Scheitern der Friedensbemühungen in Afghanistan gewarnt und abermals eine Ausweitung der internationalen Friedensmission gefordert.

"Die Völkergemeinschaft muss sich entscheiden, ob sie ihr Engagement in Afghanistan erhöht oder eine Verschlimmerung der Situation in Kauf nimmt", heißt es in einem Bericht Annans an die UN-Vollversammlung, der am Montag in New York veröffentlicht wurde. Die Regierung in Kabul drängte er, die Schlüsselministerien für die Sicherheit zu reformieren. Die Dominanz von Einzelinteressen müsse beendet werden.

Annans Bericht wurde zwei Tage vor Beginn der Loja Dschirga - der großen Verfassungsgebenden Konferenz - in Kabul vorgestellt. Das Treffen ist einer der Meilensteine im Friedensprozess, der vor fast zwei Jahren in Bonn entworfen worden war.

Annan warnte vor "schweren Herausforderungen" auf dem Weg zu freien Wahlen und einer neuen Verfassung. Dies könne nur erreicht werden, wenn die "Verschlimmerung der Sicherheitssituation gestoppt und umgekehrt wird".

Annan lobte ausdrücklich die Entsendung eines Wiederaufbauteams der Bundeswehr nach Kundus und forderte weitere Staaten auf, dem deutschen Beispiel zu folgen.

(sueddeutsche.de/dpa/AP)

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