Afghanistan:Taliban entführen Deutsche und Koreaner

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Die radikal-islamischen Taliban haben sich zur Entführung der zwei Deutschen in Afghanistan bekannt - und Forderungen erhoben. Gleichzeitig wurrde bekannte, dass die Gruppe auch 22 Südkoreaner in ihrer Gewalt hält.

Die beiden deutschen Staatsbürger seien in sicherem Gewahrsam, sagte der Taliban-Sprecher Jusuf Ahmadi. Die Miliz fordere den Abzug aller deutschen Soldaten aus Afghanistan sowie die Freilassung von gefangenen Taliban.

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes (AA) vom Donnerstag werden seit Mittwoch zwei Deutsche in Afghanistan vermisst. Bislang gab es kaum Details zu den Hintergründen.

Die Deutschen wurden nach früheren Ministeriumsangaben etwa 100 Kilometer südwestlich von Kabul verschleppt. Nach einem ARD-Bericht handelt es sich um zwei Bauingenieure, die im Auftrag der Vereinten Nationen Bau- und Entwicklungsprojekte betreuten.

Zuletzt war Anfang Juli ein Deutscher nach einer Woche in der Hand von Geiselnehmern freigekommen. Im Oktober 2006 waren im relativ sicheren Norden Afghanistans zwei deutsche Journalisten ermordet worden. Derzeit sind in dem Land mehr als 3000 Bundeswehrsoldaten im Einsatz. Die jüngste Entführung ereignete sich außerhalb ihres Kommandobereichs.

Das Auswärtige Amt hat unterdessen Zweifel an Berichten geäußert, wonach sich die Männer in der Gewalt der Taliban befinden. Ministeriumssprecher Martin Jäger sagte in Berlin, das Auswärtige Amt habe die entsprechende Mitteilung eines "so genannten Sprechers der Taliban" zur Kenntnis genommen.

Im Raum stehe eine gegenteilige Mitteilung eines Taliban-Sprechers vom Donnerstag. Dieser habe darauf hingewiesen, dass die entführten Deutschen nicht in der Hand der Taliban seien. "Hier besteht ein Widerspruch", sagte Jäger. Der Krisenstab bemühe sich weiterhin sehr intensiv um eine baldige Freilassung der Entführten.

22 Koreaner entführt

Am Freitag entführten die Taliban zudem weitere Zivilisten im Süden des Landes. Wie die Polizei mitteilte, stoppten Kämpfer der Miliz einen Reisebus und verschleppten einige der Insassen.

Ein Polizeisprecher bestätigte, dass sich 22 Südkoreaner in der Gewalt der Taliban befänden. Die Taliban informierten auf ihrer Webseite, die Südkoreaner seien auf der Fahrt von Kandahar nach Kabul gewesen. Sie seien an einen "sicheren Ort" gebracht worden. Die Menschen würden befragt, über ihr Schicksal würde der Rat der Taliban entscheiden.

Nach Angaben des Außenministeriums in Seoul bestätigten Geheimdienstkreise die Entführung. Die Gruppe besteht aus Mitgliedern einer Kirchengemeinde, die als Freiwillige in Afghanistan Entwicklungsarbeit leisten wollte. Sie hatte auf ihrer Fahrt keine Sicherheitsbegleitung gehabt. .

Unter den Verschleppten befinden sich nach Angaben der südkoreanischen Regierung 13 Frauen. Südkoreanische Diplomaten befinden sich bereits auf dem Weg nach Afghanistan, um sich um die Freilassung der Entführten zu bemühen.

Das Land hat keine Soldaten in Afghanistan im Einsatz, unterstützt aber den zivilen Aufbau mit Ärzten und Ingenieuren. Taliban-Rebellen haben wiederholt Ausländer entführt, um die Regierung in Kabul zu destabilisieren.

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