Die Bundesregierung hat bestätigt, dass die beiden in Afghanistan vermissten Deutschen wahrscheinlich Opfer einer Entführung sind. "Nach den uns vorliegenden Hinweisen müssen wir von einer Entführung ausgehen", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Jäger, am Donnerstag in Berlin.
Zuvor hatte bereits der Gouverneur der Provinz Ghasni, Miradschuddin Pathan, der Nachrichtenagentur AFP mitgeteilt, dass die beiden seit Mittwoch in Afghanistan vermissten Deutschen von einem Taliban-Kommandeur entführt worden seien.
Nach Angaben eines Sprechers des Innenministeriums in Kabul wurde eine "umfassende Suche" nach den entführten Deutschen und ihren afghanischen Begleitern eingeleitet. Er bestätigte, dass die Bundesbürger in der Provinz Wardak gekidnappt wurden, nannte aber mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen keine weiteren Einzelheiten.
Die Nachrichtenagentur AP berichtete, die beiden Deutschen hätten in Wardak an einem Dammprojekt gearbeitet. Mit ihnen seien nach Polizeiangaben ihr afghanischer Fahrer und ihr Dolmetscher verschleppt worden. Der Polizeichef der Provinz, Mahbobullah Amiri, bezeichnete die bewaffneten Täter demnach als "Diebe", konnte aber keine weiteren Angaben über sie machen.
Taliban-Sprecher: "Niemand weiß etwas darüber"
Berichten der Nachrichtenagentur dpa zufolge erklärte Taliban-Sprecher Zabeeullah Mujahid, nach seinen Informationen sei kein Ausländer von den Kämpfern seiner Organisation festgesetzt worden. "Ich habe mich mit allen unseren Truppen in der Region in Verbindung gesetzt, aber niemand weiß irgendwas darüber", sagte er in einem Telefongespräch.
Bereits Ende Juni war ein Deutscher im Südwesten Afghanistans zusammen mit seinem Übersetzer entführt und nach einer Woche wieder freigelassen worden. Nach Angaben örtlicher Behörden hatten die Entführer ein Lösegeld gefordert. Es war das erste Mal seit dem Sturz der Taliban Ende 2001, dass in Afghanistan ein Deutscher entführt worden war.