Afghanistan:Mindestens 76 Tote bei Kämpfen und Anschlägen

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Bei einer der größten Offensiven der Taliban seit dem Sturz der islamischen Fundamentalisten wurden Dutzende Menschen getötet. Unter den Opfern sind auch eine Kanadierin und ein Amerikaner.

Die Kämpfe in Südafghanistan, bei denen die US-geführten Koalitionstruppen auch Artillerie und Kampfhubschrauber einsetzten, gehören zu den schwersten seit dem Sturz des Taliban-Regimes Ende 2001. Bislang wurden offenbar mindestens 76 Menschen getötet.

Ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums sagte, bei einem Angriff auf einen Polizeiposten in der Provinz Helmand im Süden des Landes seien 40 Taliban-Rebellen und 13 Polizisten ums Leben gekommen.

Bei Gefechten in der Nachbarprovinz Kandahar starben nach kanadischen Militärangaben eine kanadische Soldatin und 18 Rebellen. Es war die erste kanadische Soldatin, die beim Afghanistan-Einsatz ums Leben kam. Kurz darauf verabschiedete das kanadische Parlament mit knapper Mehrheit die Verlängerung des Einsatzes bis zum Jahr 2009.

Angriff mit Panzerfäusten

Bei einem Selbstmordanschlag in der westafghanischen Stadt Herat kamen ein amerikanischer Polizeiausbilder und der Attentäter ums Leben, wie die US-Botschaft in Kabul mitteilte. Die örtliche Polizei hatte zunächst mitgeteilt, ein italienischer Soldat der Internationalen Schutztruppe ISAF sei bei dem Anschlag gestorben.

Das bestätigte sich jedoch nicht. Bei einem Selbstmordanschlag in der südostafghanischen Provinz Ghasni wurden nach offiziellen Angaben der Attentäter und ein afghanischer Zivilist getötet. Die Taliban bekannten sich zu beiden Anschlägen.

Das schwere Feuergefecht in Helmand hatte nach Angaben des Innenministeriums am Mittwoch begonnen und bis Donnerstagmorgen gedauert. Die Kämpfe in Kandahar waren am Mittwoch ausgebrochen, nachdem Koalitionstruppen von Rebellen unter anderem mit Panzerfäusten beschossen worden waren.

Deutsche Soldaten nicht in Unruheregion

Im Süden Afghanistans sind radikal-islamische Rebellen besonders aktiv.

In Kandahar sind derzeit 2200 kanadische Soldaten als Teil der US-geführten Koalitionstruppen stationiert. Die USA wollen die Zahl der Koalitionssoldaten im Süden Afghanistans abbauen, dafür soll die ISAF dort mehr Verantwortung übernehmen.

Derzeit sind rund 19.000 US-Soldaten in Afghanistan, diese Zahl soll bis etwa August auf 16.500 sinken. Die ISAF will im Gegenzug 6000 Soldaten aus Kanada, Großbritannien und den Niederlanden in der Unruheregion stationieren.

Deutsche Soldaten sollen nicht im Süden stationiert werden. Die Bundeswehr übernimmt stattdessen im Juni das Kommando über die ISAF im gesamten Norden Afghanistans. Der Schwerpunkt des deutschen Einsatzes wird dafür von der Hauptstadt Kabul ins nordafghanische Masar-i-Scharif verlegt. Dort baut die Bundeswehr derzeit ihr größtes Feldlager außerhalb Deutschlands.

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