Afghanistan:Krieg gegen Taliban - Bundeswehr unter Beschuss

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Die Gewalt in Afghanistan eskaliert: Deutsche Soldaten sind in ein stundenlanges Gefecht verwickelt. Auch Briten und Amerikaner bekämpfen die Islamisten - teils mit Verlusten.

Deutsche Soldaten sind in Afghanistan zum zweiten Mal innerhalb einer Woche unter Beschuss geraten. 29 Soldaten einer Patrouille seien am Donnerstag in der Nähe von Kundus mit Handfeuerwaffen und Panzerabwehrwaffen beschossen worden, sagte der Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums, Thomas Raabe, am Freitag in Berlin. Dabei sei kein deutscher Soldat verletzt worden. Afghanische Sicherheitskräfte hätten vier Aufständische getötet, vier verwundet und vier weitere Kämpfer festgenommen.

Deutscher Soldat in Afghanistan: Seit Beginn des Einsatzes im Jahr 2002 sind 32 Angehörige der Bundeswehr ums Leben gekommen (Foto: Foto: AFP)

Die deutsche Patrouille, bestehend aus drei Panzerwagen vom Typ Dingo und zwei Fuchs-Transportpanzern, verfolgte am Donnerstag zwölf Kilometer westlich von Kundus Angreifer, teilte das Verteidigungsministerium mit. Um 16 Uhr Ortszeit seien die Soldaten unter Beschuss genommen worden.

Bundeswehr ruft Afghanen zur Hilfe

Afghanische Sicherheitskräfte seien zur Hilfe gekommen und hätten die Bekämpfung des Gegners übernommen, sagte Raabe. Die Gefechte hätten bis in die Nacht auf Freitag angedauert. Das betroffene Gebiet sei währenddessen von der Bundeswehr abgesperrt worden.

Deutschen Elitesoldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) war es in dieser Woche gelungen, einen terrorverdächtigen Taliban-Anführer zu stellen. Raabe bekräftigte, dieser stehe im Verdacht, mehrere Anschläge auf deutsche und afghanische Soldaten verübt zu haben.

Vier Briten bei Anschlägen getötet

Bereits am Mittwoch war ein Bundeswehr-Konvoi in der Nähe von Kundus im Norden Afghanistans angegriffen worden. Dabei wurde kein deutscher Soldat verletzt. In der Vorwoche war ein 21 Jahre alter Soldat nahe Kundus in einen Hinterhalt geraten und in einem Feuergefecht getötet worden. In Afghanistan kamen seit Beginn des Bundeswehr-Einsatzes 2002 insgesamt 32 deutsche Soldaten ums Leben, 13 davon bei Anschlägen.

Die Zahl getöteter britischer Soldaten in Afghanistan stieg am Freitag auf 157. Wie das Verteidigungsministerium mitteilte, seien am Donnerstag vier Soldaten bei Anschlägen ums Leben gekommen. Zwei Soldaten seien einem Selbstmordattentat auf einen Nato-Konvoi in Helmand zum Opfer gefallen, einer starb bei einer Explosion und ein weiterer wurde während einer Patrouille erschossen.

Zivile Opfer bei US-Angriffen

Die USA haben indes offenbar ihre Luftangriffe auf Taliban-Stellungen im Westen Afghanistans ausgeweitet. In der vergangenen Woche seien dabei 147 Bewohner zweier Dörfer in der Region Farah ums Leben gekommen, teilte der Vize-Gouverneur der Provinz mit. Das gehe aus den Namenslisten der Ortschaften Geraani und Gandsch Abad hervor. In anderen Berichten waren von bis zu 170 getöteten Menschen die Rede. Es wäre der für die Zivilbevölkerung folgenschwerste Angriff der US-Streitkräfte seit Beginn des Kampfes gegen die Taliban 2001.

Ein Sprecher der US-Armee bezeichnete die Zahl als "stark übertreiben". Es habe jedoch "zweifellos" zivile Opfer gegeben.

Kämpfe auch in Pakistan

In der pakistanischen Region Swat im Nordwesten des Landes ist die pakistanische Armee am Freitag gegen vermutete Stellungen der Taliban vorgegangen. Bei den Kämpfen seien bis zu 17 Extremisten getötet worden, teilte das Militär mit. Kampfhubschrauber hätten zwei Verstecke der Taliban zerstört. Am Vortag seien 55 Aufständische getötet worden.

Bei einem Treffen in Washington hatte Pakistans Präsident Asif Ali Zardari seinem US-Kollegen Barack Obama versichert, er halte am Ziel fest, das Terrornetzwerk al-Qaida zu besiegen. Obama sagte ihm und dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai die Unterstützung der USA zu.

Die USA sehen das Erstarken der Taliban in Afghanistan und Pakistan mit großer Sorge. US-Außenministerin Hillary Clinton hatte der pakistanischen Regierung vorgeworfen, im Kampf gegen die islamischen Extremisten regelrecht zu kapitulieren.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/rtr/AFP/mikö/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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