Afghanistan:Italienische Geisel wieder frei

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Bei der Befreiung der in Kabul entführten italienischen Entwicklungshelferin Cantoni soll kein Lösegeld geflossen sein. Die Forderungen der Kidnapper sollen aber trotzdem erfüllt worden sein.

Die vor dreieinhalb Wochen in der afghanischen Hauptstadt Kabul entführte italienische Entwicklungshelferin Clementina Cantoni ist wieder frei. Cantoni "geht es gut und sie ist gesund", sagte der afghanische Innenminister Ali Ahmad Dschalali in Kabul.

Die 32-Jährige sei am Donnerstagabend freigekommen. Den Geiselnehmern sei "entsprechend der afghanischen Regierungspolitik" kein Lösegeld gezahlt worden. Papst Benedikt XVI. hatte sich persönlich für die Freilassung Cantonis eingesetzt.

Dschalali sagte: "Wir sind sehr zufrieden, dass wir Clementina Cantoni befreien konnten." Die italienische Mitarbeiterin der Hilfsorganisation Care International war am 16. Mai von mutmaßlichen Kriminellen entführt worden, die angeblich Bandenmitglieder freipressen wollten.

Das italienische Fernsehen berichtete, die Afghanen hätten, wie von den Kidnappern gefordert, die Mutter des Bandenchefs freigelassen. Über Einzelheiten der Freilassung wurde zunächst nichts bekannt.

Italienische Geheimdienste beteiligt

Cantoni war seit September 2003 in Afghanistan. Dschalali sagte, Cantoni habe nach ihrer Freilassung mit ihrer Familie und mit Freunden telefoniert. Sie halte sich im Innenministerium auf.

In Rom hatte es immer wieder geheißen, die Regierung unternehme alle Anstrengungen, um eine Freilassung ohne Blutvergießen zu erreichen. Wie bei Entführungsfällen von Italienern im Irak hatten offenbar Angehörige des italienischen Geheimdienstes Kommunikationskanäle zu den Kidnappern aufgebaut, berichteten römische Zeitungen mehrfach.

Bei der Freilassung italienischer Geiseln im Irak hatten italienische Medien berichtet, Rom habe Lösegeld gezahlt. Die Regierung hatte dies aber stets dementiert.

In Kabul gibt es immer wieder Warnungen, dass Ausländer im Visier von Geiselnehmern sind. Im Oktober vergangenen Jahres waren drei ausländische Mitarbeiter der Vereinten Nationen in Kabul entführt, nach knapp einem Monat aber wieder unversehrt freigelassen worden.

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