Afghanistan-Einsatz:"Während Ihr Bier trinkt, bringen wir unsere Toten nach Hause"

Der Druck der Nato auf Deutschland wächst, sich an Kampfeinsätzen im von Unruhen heimgesuchten Süd-Afghanisten zu beteiligen. Bei der Parlamentarischen Versammlung der Organisation in Kanada kam es zu einem "offenen Krach", berichteten deutsche Parlamentarier.

Peter Blechschmidt

Bei dem Treffen in Quebec gab es demnach eine sehr emotional geführte Debatte, in der britische Delegierte den im relativ ruhigen Norden Afghanistans tätigen Deutschen vorwarfen: "Während Ihr Bier trinkt, bringen wir unsere Toten nach Hause."

Nach Darstellung der deutschen Parlamentarier Rainer Stinner (FDP) und Winfried Nachtwei (Grüne) war es das erste Mal bei einer derartigen Veranstaltung, dass die Differenzen so offen angesprochen wurden.

Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung

Der Streit entzündete sich im Verteidigungsausschuss an einem Antrag, der heute von der Vollversammlung verabschiedet werden soll. Darin hatten Briten, Kanadier und Amerikaner verlangt, solche nationalen Vorbehalte "abzuschaffen", die den effektiven Einsatz der in Afghanistan vorhandenen Streitkräfte behindern.

Das zielte laut Stinner und Nachtwei vor allem auf die Deutschen. Diese wollten an die Stelle des Wortes "abschaffen" das Wort "vermindern" setzen, scheiterten jedoch damit.

Ein britischer Delegierter soll behauptet haben, die Weigerung der Deutschen, sich an einer schnellen Nothilfeaktion zu beteiligen, habe in einem Fall den Tod von zwölf kanadischen Soldaten verursacht.

© SZ vom 17.November 06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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