Nach der US-Regierung und der Nato drängt jetzt auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) auf einen Einsatz der Bundeswehr im Süden Afghanistans.
Durch das auf den Norden Afghanistans beschränkte Bundeswehr-Mandat werde verhindert, "dass die Soldaten dahin gehen, wo sie am meisten gebraucht werden", kritisierte HRW-Chef Kenneth Roth in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp. Er sprach sich auch für eine Aufstockung des deutschen Truppenkontingents aus.
Als eines der "größten und mächtigsten Nato-Mitglieder" müsse Deutschland auch in Afghanistan mehr Verantwortung übernehmen. "Wenn Afghanistan eine erneute, verheerende Machtübernahme durch die Taliban verhindern werden soll, braucht es die aktive Unterstützung von allen Nato-Mitgliedern", mahnte Roth.
"Deutschland beschränkt sich auf die sichersten Teile des Landes"
Die "Ängstlichkeit der Nato" habe viel dazu beigetragen, dass sich der Aufstand ausbreite. Deutschland warf er vor, die Truppenentsendung "auf die sichersten Teile des Landes" zu beschränken.
Auch in anderen Politikbereichen wirft Roth der Bundesregierung vor, sich bei der Durchsetzung von Menschenrechtsbelangen zurüchzuhalten. Das gelte vor allem für die Regierungen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. So hatte sich Deutschland an die Spitze derer gestellt, die gegen Sanktionen gegen Usbekistan waren, wo im Mai 2005 in Andischan Hunderte Demonstranten umgebracht worden waren. Deutschland blieb auch zu leise, was die wachsende Konzentration der Macht und autoritäre Tendenzen in Russland betrifft.
Human Rights Watch tritt weltweit gegen Diskriminierungen und für politische Freiheit ein. Darüber hinaus hat sich die Organisation zum Ziel gesetzt, Menschen vor Kriegsfolgen zu schützen und Menschenrechtsverstöße vor Gericht zu bringen. HRW wurde 1978 in den USA gegründet.
Roth wird am kommenden Wochenende an der Münchner Sicherheitskonferenz teilnehmen. HRW ist die einzige Nichtregierungsorganisation, die zur Konferenz eingeladen ist.
Auch in der Großen Koalition ist die Beschränkung des Bundeswehr-Einsatzes auf den Norden Afghanistans nicht mehr unumstritten. Der SPD-Außenpolitiker Hans-Ulrich Klose machte sich dafür stark, deutsche Kampfeinsätze im unruhigen Süden des Landes nicht auszuschließen.