Afghanistan:Deutsche Geisel erst frei, dann erneut verschleppt

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Der seit Juli entführte Deutsche Rudolf B. ist von den Taliban freigelassen und dann abermals gekidnappt worden. Auslöser war offenbar eine Aktion des afghanischen Geheimdienstes.

Von den Behörden in der zentralafghanischen Provinz Wardak und aus den Reihen der Kidnapper hieß es, eine Operation des afghanischen Geheimdienstes gegen die Entführer habe dazu geführt, dass Rudolf B. und vier afghanische Geiseln kurz nach ihrer Freilassung am Vortag wieder verschleppt worden seien.

Auch die zwei ausländischen und zwei einheimischen Mitarbeiter des Roten Kreuzes, die die Geiseln nach Kabul bringen sollten, seien nun in der Gewalt der Taliban.

Das Auswärtige Amt in Berlin wollte die Meldung nicht kommentieren. Im Gespräch mit sueddeutsche.de sagte ein Sprecher, zu Einzelheiten der Causa "wollen wir uns im Interesse der Geisel nicht äußern".

Eine Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf sagte dagegen, die vier verschleppten Mitarbeiter des IKRK seien am Mittwochabend ohne Geisel auf dem Rückweg nach Kabul gewesen, als sie entführt wurden.

Helfer des IKRK verstehen sich als neutrale Helfer in Krisenregionen. Der Schutz der Zivilbevölkerung und die Wahrung des internationalen Völkerrechtes sind die Hauptziele der Organisation.

Gelegentlich springen Helfer auch als neutraler Beistand bei Entführungen ein, wie die vier am Donnerstag verschleppten Mitarbeiter in Afghanistan. Die Hilfsorganisation tritt nach Angaben einer Sprecherin aber nicht als eigenständiger Vermittler in Verhandlungen auf.

Kontakt zu allen Beteiligten halten

Sie stelle eine Verbindung zwischen den Parteien her, biete ihnen "neutralen Boden" für Gespräche und könne freigelassene Entführte abholen. Nach Informationen von sueddeutsche.de kooperiert auch die Bundesregierung mit dem Roten Kreuz, um die Freilassung von Geiseln in Afghanistan zu erreichen.

Wie die Sprecherin des IKRK sagte, werde stets Kontakt zu allen Beteiligten gehalten und deren Einverständnis vorausgesetzt. Auch an der Freilassung der im Juli in Afghanistan entführten koreanischen Geiseln war das IKRK beteiligt.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz ist nach eigenen Angaben in rund 80 Ländern tätig. In Afghanistan hat das IKRK rund 60 hauptamtliche Mitarbeiter. Für Hilfe bei der medizinischen Versorgung in den Ländern ist das IKRK nicht zuständig, sondern die jeweiligen nationalen Organisationen.

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