Afghanistan:Anschlag auf Fahrzeug des deutschen Wiederaufbauteams

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Bei der Explosion einer Bombe sind in der Provinz Kundus mindestens vier afghanische Zivilisten ums Leben gekommen. Der Sprengsatz detonierte, als ein Fahrzeug der Friedenstruppe Isaf die Stelle passierte. Deutsche Soldaten wurden nicht verletzt.

Bei einem Bombenanschlag in unmittelbarer Nähe eines deutschen Militärfahrzeugs im Zentrum der nordafghanischen Stadt Kundus sind am Mittwoch vier Zivilisten getötet worden.

Der Sprengsatz sei detoniert, als der von dem deutschen Wiederaufbauteam (PRT) gemietete Geländewagen vorbeifuhr, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam.

Weder deutsche Soldaten noch Angehörige anderer Nationen des Kontingents der internationalen Schutztruppe (Isaf) seien zu Schaden gekommen.

Durch die Explosion seien der einheimische Fahrer und drei weitere afghanische Zivilisten getötet worden. Bei den Todesopfern handelt es sich nach Angaben des Armeechefs der Provinz Kundus, General Mohammad Daud, neben dem Fahrer um zwei Kinder und einen weiteren Mann. Das Wagen sei auf dem Weg in eine afghanische Werkstatt gewesen.

Der Anschlag in dem bislang als relativ ruhig geltenden Kundus ereignete sich kaum eine Woche nach dem Überfall auf elf chinesische Straßenbauarbeiter. Diese waren am vergangenen Donnerstag von Bewaffneten im Schlaf getötet worden.

Über die Hintergründe des jüngsten Anschlags in Kundus gab es zunächst keine Informationen. Unklar war, ob der Sprengsatz mit einem Zeit- oder einem Fernzünder versehen war.

Durch die Untersuchung erhoffen sich die Ermittler Aufschluss über die Bombenleger. Der Provinzgouverneur Mohammed Omar berichtete, der Sprengsatz sei unter einem Kiosk versteckt gewesen. Nach seiner Einschätzung steckten die radikal-islamischen Taliban hinter dem Anschlag, sagt er der in Pakistan ansässigen afghanischen Nachrichtenagentur AIP.

Deutschland ein zweites Aufbauteam bilden

In Kundus im Nordosten Afghanistans sind derzeit rund 250 deutsche Soldaten stationiert. Die Sicherheitsvorkehrungen seien auf dem höchsten Stand, sagte der Sprecher in Potsdam. Am 2. Juni waren fünf Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" in der Provinz Badghis im Nordwesten des Landes ermordet worden, darunter drei Europäer.

Ohne Beteiligung anderer Staaten will Deutschland ein zweites militärisch-ziviles Aufbauteam (PRT) im Nordosten Afghanistan bilden. Der Sprecher des Einsatzführungskommandos bestätigte Informationen der Zeitung Financial Times Deutschland, wonach das in Feisabad im äußersten Nordosten geplante PRT ohne die bislang geplante Hilfe der Niederlande entstehen solle. Die Regierung in Den Haag wolle ein eigenständiges Team an einem anderen Ort einrichten.

Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer wirbt seit langem um mehr Soldaten für die Isaf-Mission in Afghanistan. Fünf Aufbauteams der Isaf unter Nato-Dach sind bis zu den im September geplanten Wahlen zugesagt worden.

Bislang unterhält nur Deutschland ein Aufbauteam unter Isaf-Führung. Amerikanische und britische Teams operieren innerhalb der Anti-Terror-Operation "Enduring freedom". Geplant ist, ein bis zwei dieser Teams "umzuwidmen" und unter Isaf- Kommando zu stellen.

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