Affäre Litwinenko:Brown dringt auf Auslieferung Lugowois

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Der britische Premierminister Brown hat das Verhalten Russlands im Fall des vergifteten Ex-Spions Litwinenko als "nicht hinnehmbar" bezeichnet und fordert erneut die Auslieferung des Hauptverdächtigen. Die russische Justiz lässt das kalt.

Das Verhältnis von Großbritannien und Russland spitzt sich weiter zu. Der britische Premierminister Gordon Brown hat bei einer Pressekonferenz erneut nachdrücklich die Auslieferung des Hauptverdächtigen im Mordfall des ehemaligen KGB-Agenten Alexander Litwinenko gefordert.

"Wir wollen, dass die russischen Behörden ihre Verantwortung anerkennen, den von der Staatsanwaltschaft identifizierten russischen Bürger auszuliefern", forderte Brown. Der Verdächtige habe vermutlich nicht nur einen Menschen umgebracht, sondern auch viele Unschuldige dabei gefährdet.

Das Verhalten Russlands in der Affäre Litwinenko bezeichnete Brown als "nicht hinnehmbar". Es sei "sehr wichtig", dass die Welt den Ernst der Lage erkenne.

Die russische Regierung weigert sich weiterhin, den Hauptverdächtigen Andrej Lugowoi auszuliefern. Das widerspreche der russischen Verfassung, heißt es.

Der britische Botschafter in Moskau sagte dagegen der Nachrichtenagentur Interfax, es sei durchaus möglich, Lugowoi an Großbritannien auszuliefern. Die Begründung der Russen, dass die Verfassung eine Auslieferung russischer Staatsbürger verbiete, sei nicht hinreichend. Er forderte dazu auf, angesichts der Schwere und Einzigartigkeit des Falles "kreativ zusammenzuarbeiten, um eine Lösung zu finden, dieses Verfassungsverbot zu umgehen".

Russland verlangt Beweise

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat dagegen von den britischen Ermittlern erneut Beweise für eine Schuld des mutmaßlichen Täters Andrej Lugowoi verlangt. Die bisher vorgelegten Fakten seien nicht ausreichend für eine strafrechtliche Verfolgung Lugowois, sagte der Vize- Generalstaatsanwalt Alexander Swjaginzew. "Wir sind bereit, gegen Lugowoi ein Ermittlungsverfahren einzuleiten, wenn es dafür eine stichhaltige Grundlage gibt. Wir sind auch zu einer Zusammenarbeit mit den britischen Kollegen bereit", sagte er.

Gleichzeitig kritisierte Swjaginzew die britische Regierung für die Ausweisung russischer Diplomaten aus Großbritannien. Die Reaktion Großbritanniens sei "völlig grundlos, unangemessen, ungerechtfertigt" und habe einzig und allein einen politischen Hintergrund, sagte er.

Die britische Justiz betrachtet Lugowoi als Hauptverdächtigen im Fall Litwinenko und fordert dessen Auslieferung. Russland lehnt die Überstellung Lugowois ab und verweist dabei auf die Verfassung des Landes. Daraufhin wies die Regierung in London vergangene Woche vier russische Diplomaten aus. Russland verwies kurz danach vier britische Diplomaten des Landes.

Am Sonntag berichtete die Zeitung Sunday Times, dass hochrangige britische Regierungsvertreter den Mord an Litwinenko als "staatlich gesponserten Terrorismus" ansähen. Der russische Ex-Spion Alexander Litwinenko war im Herbst vergangenen Jahres in einem Londoner Hotel mit der radioaktiven Substanz Polonium 210 vergiftet worden und an den Folgen gestorben.

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