AfD-Vorbild Schweiz:Rechts freundlich

Von Charlotte Theile

Aus Sicht der Schweiz war die Bundestagswahl in diesem Jahr eine besonders anstrengende. Wann immer die Kandidaten der AfD ihre Forderungen kundtaten, erzählten sie von der Schweiz - den Volksabstimmungen, den Abschiebungsgesetzen, der eigenen Währung. Auch wenn es sich die Schweizer gern gefallen lassen, als Vorzeigeland herumgereicht zu werden, in diesem Fall war es ihnen nicht so richtig geheuer.

Besonders ungemütlich war die Zuneigung der deutschen Rechten für die Schweizerische Volkspartei (SVP). Deren Chefstratege Christoph Blocher, der die Schweiz seit drei Jahrzehnten mit Thesen vor sich hertreibt, die sich nun in AfD-Programmen wiederfinden, wollte mit "den Deutschen" höchst ungern in Verbindung gebracht werden. Aus gutem Grund: Während die AfD in Deutschland meist vergeblich um die bürgerliche Mitte wirbt, ist es der SVP gelungen, diese Milieus zu überzeugen. Eine SVP-Mitgliedschaft ist kein Karrierehindernis mehr. Seit mehr als einem Jahrzehnt sind die Rechtspopulisten stärkste politische Kraft des Landes, ein Drittel der Schweizer wählt SVP. In diesem Drittel finden sich viele, die mit Provokationen und Marktplatzgeschrei nichts anfangen können. Auch wenn sich die Inhalte gleichen: Die SVP pflegt einen anderen, freundlicheren Politik-Stil. Sie hat eine Sprache gefunden, die den Wählern keine Angst macht - und auch radikale Inhalte schön verpackt. Die Plakate der SVP zeigen lustig dreinschauende Schafe, Comic-Stil, eine goldene Sonne über grünen Bergen. Dazwischen dunkle Burkas und gefährlich spitze Minarett-Türme. Ein erfolgreicher Mix. Der Werber der SVP arbeitet inzwischen für einen AfD-nahen Verein. In der Schweiz dagegen gehören seine Plakate zum Alltag, provozieren können sie kaum mehr.

© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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