Ärzte ohne Grenzen:Helfen wird schwieriger

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Hunger und Gewalt in Somalia, Epidemien in Simbabwe, Flüchtlingsdramen im Kongo: Die Organisation Ärzte ohne Grenzen deutet auf die schlimmsten Krisen weltweit - und beklagen, dass Hilfe zu leisten schwerer wird.

Gewalt und Hunger in Somalia sowie Cholera und Aids in Simbabwe gehören nach Einschätzung von Ärzte ohne Grenzen zu den schwersten humanitären Krisen dieses Jahres.

Ein unterernährter Junge wird im Kongo von Helfern der Organisation Ärzte ohne Grenzen untersucht (Foto: Foto: Getty Images)

Humanitäre Einsätze werden zugleich immer schwerer, so das Fazit der Organisation. In vielen Ländern gebe es kaum noch Chancen, den Opfern zu helfen. Trotz ihrer Neutralität und Unabhängigkeit könnten Hilfsorganisationen etwa in Somalia, Pakistan, Sudan und im Irak nur noch eingeschränkt präsent sein.

Besonders schlimm sei die Lage in afrikanischen Ländern. "2008 erlebten die ohnehin schon um ihr Überleben kämpfenden Somalier einige der schwersten Gewaltausbrüche seit über einem Jahrzehnt", erklärte die Organisation zur Veröffentlichung der Liste der zehn schlimmsten humanitären Krisen des Jahres.

In Simbabwe, wo angesichts der galoppierenden Inflation Lebensmittel schwer erhältlich seien, litten insbesondere die zwei Millionen HIV-Infizierten unter der Krise, hieß es weiter. Wegen der zusammengebrochenen Infrastruktur im Land habe sich der "schwerste Choleraausbruch seit Jahren" schnell ausgebreitet.

Die Organisation behandelt in dem südafrikanischen Land eigenen Angaben zufolge derzeit 11.000 Cholera-Kranke und versuchte durch das Chloren von Quellen und die Desinfizierung von Häusern die Ausbreitung der Epidemie einzudämmen. Der Einsatz sei jedoch dadurch erschwert, dass das Gesundheitswesen für die Regierung keine Priorität habe.

Teams von Ärzte ohne Grenzen würden weltweit immer wieder "Zeugen der medizinischen und psychologischen Konsequenzen von extremer Gewalt, Vertreibung und eigentlich behandelbaren, aber vernachlässigten Krankheiten", erklärte der Präsident der Organisation, Christophe Fournier.

Mit der Liste hoffe man, die Aufmerksamkeit auf Millionen Menschen zu lenken, die in Konflikten und Kriegen gefangen und von medizinischen Krisen betroffen seien und deren Leid "so selten wahrgenommen" werde. Zu den schlimmsten Krisenregionen rechnet die Organisation auch Birma, den Irak und die Somali-Region in Äthiopien.

In Somalia habe sich die ohnehin "dramatische Mangelernährung" von Kindern "durch explodierende Lebensmittelpreise und eine anhaltende Dürre im Land noch verschlechtert", kritisierte Ärzte ohne Grenzen. Wegen Angriffen auf Helfer im vergangenen Jahr habe die Organisation keine ausländischen Helfer mehr vor Ort, sondern müsse ihre Projekte eingeschränkt mit inländischen Helfern fortführen.

Der Bericht weist zudem darauf hin, dass in der Demokratischen Republik Kongo wegen des Bürgerkriegs Hunderttausende Menschen auf der Flucht sind. Flüchtlinge seien für eigentlich leicht behandelbare Leiden wie Atemwegserkrankungen und Durchfall besonders anfällig.

Auch in Pakistan ist die Lage verheerend. Weil im Nordwesten des Landes Hunderttausende vor Luftangriffen und Bombardierungen gegen Aufständische auf der Flucht sind, könnten die Notleidenden nur noch begrenzt unterstützt werden, so die Organisation.

Ärzte ohne Grenzen veröffentlicht seit inzwischen elf Jahren eine Aufzählung der zehn schwersten humanitären Krisen des Jahres.

© AFP/dpa/ihe/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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