Achmed Kurei:Arafats Mann für den Posten des Palästinenser-Premiers

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Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Abbas verfügt Kurei über hervorragende Kontakte in Israel und in den USA, wo man ihn in den vergangenen Jahren des Osloer Friedensprozesses als Verhandlungspartner schätzen lernte.

Der 65-jährige palästinensische Parlamentspräsident Achmed Kurei soll die Nachfolge von Ministerpräsident Machmud Abbas antreten - das hat Palästinenserpräsident Jassir Arafat nach Abbas' Rücktritt vom Wochenende erklärt, und Kurei hat das Angebot am Montagabend offenbar angenommen.

Ob die USA und Israel jedoch Kurei als Verhandlungspartner akzeptieren werden, bleibt vorerst unklar. Denn allein die Tatsache, dass dieser von Arafat nominiert wurde, macht ihn unglaubwürdig. Weder die USA noch Israel wollen Arafats Personalpolitik unterstützen, zumal Kurei als loyal gegenüber Arafat gilt.

Andererseits hätten die Vereinigten Staaten und Israel in Kurei alias Abu Ala einen palästinensischen Premierminister, der sich ihnen gegenüber entgegenkommend verhielte.

Kurei verfügt - im Gegensatz zu seinem Vorgänger Abbas - über hervorragende Kontakte in Israel und in den USA, wo man ihn in den vergangenen Jahren des Osloer Friedensprozesses als charmanten, pragmatischen und sehr konstruktiven Verhandlungspartner schätzen lernte.

Größere Machtbasis

Zudem verfügt Kurei über eine größere Machtbasis als Abbas: Im palästinensischen Parlament, das den Ministerpräsidenten wählt, hat Kurei eine stabile Mehrheit hinter sich. In der Zivilbevölkerung indes ist der Mann als vermögender Akademiker verschrien. Anders als Arafat haftet ihm nicht der Ruf eines Kämpfers an, was aber für einen Erfolg im politischen Gefüge der Autonomiebehörde von großer Bedeutung ist.

Im Gegensatz zu vielen anderen führenden Mitgliedern der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO stammt der 1937 im Jerusalemer Vorort Abu Dis geborene Kurei nicht aus einer Flüchtlingsfamilie, sondern kommt aus sehr wohlhabenden Verhältnissen.

Der Finanzfachmann gilt als Vertrauter Arafats, der sich aber gegen dessen diktatorischen Stil durchzusetzen weiß. Nach der Wahl von Abbas gelang es Kurei, das Parlament gegen Arafat zu positionieren und es auf seine Seite zu ziehen, um den Ministerpräsidenten mit mehr Kompetenzen auszustatten.

1968 hatte sich Kurei der Fatah-Organisation Arafats angeschlossen. Kurz darauf machte er sich einen Namen, als er im damaligen PLO-Hauptquartier in Beirut die Wirtschafts- und Finanzabteilung leitete.

Mit mehr als 6500 Angestellten und einem Budget von 40 Millionen Dollar zählte die PLO damals im Libanon zu den größten Arbeitgebern. Nach der Vertreibung der PLO aus Beirut folgte Kurei Arafat ins tunesische Exil, 1989 wurde er ins Zentralkomitee der Fatah gewählt, fünf Jahre später kehrte er ins Westjordanland nach Abu Dis zurück. Seit sieben Jahren amtiert er als Parlamentspräsident.

Kurei war maßgeblich an den Gesprächen beteiligt, die zur Unterzeichnung des Friedensvertrags von Oslo führten. Der seit drei Jahren andauernden Intifada steht er skeptisch gegenüber, er sagt, dass sie dem palästinensischen Volk Schaden zufüge. Von den palästinensischen Terrorgruppen Hamas und Islamischer Dschihad wird der Mann deshalb als "Verräter" und "Kollaborateur" beschimpft.

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