Abu Ghraib:Bericht entlastet US-Offiziere

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Freibrief aus Armee-Kreisen: Die Abu-Ghraib-Führung ist vom Foltervorwurf freigesprochen worden.

Ein Untersuchungsbericht der US-Armee spricht die Führung des berüchtigten Abu-Ghraib-Gefängnisses bei Bagdad laut Medienberichten vom Vorwurf frei, die Misshandlung irakischer Gefangener geduldet oder angeordnet zu haben. Wie die New York Times und USA Today am Donnerstag berichteten, habe die Untersuchung keine Beweise dafür gefunden, dass Offiziere der US-Armee Folter geduldet hätten. Dennoch werde Generalmajor George Fay in dem in Kürze erscheinenden Bericht zwei Dutzend Angehörigen des Militärgeheimdienstes und der CIA sowie zivilen Auftragnehmern des Pentagons Verfehlungen vorwerfen.

Kritisiert werde ihr Mangel an Führungsstärke. "Kommandeure hätten mehr Aufsicht ausüben müssen", zitierte die New York Times einen Pentagon-Mitarbeiter. Fay werde empfehlen, auch die Rolle des US-Justizministeriums zu prüfen, hieß es in USA Today. Den Angaben zufolge wird der Bericht derzeit noch überarbeitet. Er soll nächste Woche dem US-Kongress übergeben werden.

Mediziner mitverantwortlich?

Zudem stellte ein US-Wissenschaftler am Donnerstag Vermutungen an, dass an den Misshandlungen in Abu Ghraib auch Ärzte beteiligt gewesen seien. Diese hätten mit ihrem Verhalten ethische Werte der Medizin gebrochen und Menschenrechte verletzt, schreibt der amerikanische Bioethiker Steven Miles im Fachmagazin The Lancet. Der Doktor der Medizin und Professor an der Universität von Minnesota verlangte eine offizielle Untersuchung über die Rolle der Ärzte beim Folterskandal. Miles wertete Protokolle des US-Kongresses aus, Aussagen von Inhaftierten und Soldaten, ärztliche Berichte und Pressemeldungen.

Die US-Armee äußerte sich am Donnerstag zunächst nicht zu dem Bericht. Miles schreibt, laut Aussagen von Verantwortlichen der amerikanischen Armee hätten ein Psychiater und ein weiterer Arzt die Befragungsmethoden in Abu Ghraib entworfen und genehmigt sowie die Verhöre überwacht. Außerdem gebe es Berichte, dass Ärzte selbst Gefangene in der Bagdader Haftanstalt misshandelt hätten.

Der Folter-Skandal in Abu Ghraib hatte weltweit für Empörung gesorgt. Bilder zeigten, wie US-Soldaten nackte Gefangene zu demütigenden Posen zwangen und fotografierten. Inhaftierte sollen auch geschlagen worden sein. Sieben Soldaten wurden bislang in der Affäre angeklagt, einer von ihnen wurde zu einem Jahr Freiheitsstrafe verurteilt. Mehrere Angeklagte gaben an, von Verhörspezialisten des US-Militärgeheimdienstes mit den Misshandlungen beauftragt worden zu sein.

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