"Absoluter Krieg":Orlando-Attentat wird Wahlkampfthema

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Nach dem Massaker in Florida fordert Trump eine Ausweitung der Angriffe gegen den IS. Hillary Clinton will schärfere Waffengesetze.

Nach dem Massaker in Orlando hat sich der Ton im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf verschärft. Der republikanische Bewerber Donald Trump sagte im Fernsehsender Fox, die USA befänden sich in einem "absoluten Krieg" gegen den Terror. Dagegen kritisierte die demokratische Kandidatin Hillary Clinton den Verkauf von Kriegswaffen an Privatleute. Der Todesschütze Omar Mateen hatte eine solche benutzt, als er am Sonntag das Feuer im Club "Pulse" eröffnete und 49 Menschen tötete, ehe er von der Polizei erschossen wurde. US-Präsident Barack Obama teilte mit, es gebe bisher keine klaren Erkenntnisse, dass der Täter von Extremisten gesteuert und Teil eines Komplotts gewesen sei. Mateen sei von radikalen Botschaften im Internet "inspiriert" gewesen. Es gebe aber keine Hinweise, dass er mit dem "Islamischen Staat" Verbindung hatte. Trump sagte, das Problem der USA seien "Tausende und Abertausende Menschen, die in unser Land kommen und Hass in sich tragen". Er bekräftigte seine Forderung, Muslime sollten vorläufig in die USA nicht einreisen dürfen, Flüchtlinge sollten in Syrien bleiben. Er fordere als Antwort auf den Anschlag die Ausweitung der Bombardements gegen den IS. Er warf Obama und Clinton vor, nicht klar genug zu sagen, dass der radikale Islam hinter der Tat stecke: "Unsere Führungsfiguren sind schwach." Man müsse Moscheen und Glaubensgemeinschaften überwachen. Obama hatte in einer ersten Reaktion von "einem Akt des Terrors und des Hasses" gesprochen, hatte aber auch gesagt: "Wir haben noch keine definitiven Erkenntnisse über die genaue Motivation des Mörders."

Übt sich in Kampfrhetorik: Der republikanische Präsidentschaftskandidat nutzt die Anschläge von Orlando für seinen Wahlkampf. (Foto: Scott Audette/Reuters)

Clinton wollte zunächst nicht über die Ideologie des Schützen spekulieren. Die demokratische Kandidatin warnte vor der Dämonisierung einer ganzen Religion. Es sei möglich, Amerikaner zu schützen und zugleich überprüfte Flüchtlinge aufzunehmen. Sie sei zwar der Meinung, dass gesetzestreue Bürger ein Recht hätten, eine Waffe zu tragen, sagte Clinton zu CNN. "Aber wir können Maßnahmen ergreifen, damit Waffen nicht in die Hände von Kriminellen und Terroristen fallen."

Die Ermittler versuchen, Mateens Motiv zu klären. Er war US-Bürger und Sohn afghanischer Einwanderer. Ein IS-Sender nannte Mateen einen "Soldaten des Kalifats in Amerika". US-Geheimdienstkreise ließen aber verlauten, das sei allein nicht aussagekräftig. Der 29-Jährige arbeitete für eine Sicherheitsfirma. Er hatte zwei Waffenscheine, mit denen er Tage vor dem Massaker ein Sturmgewehr und eine Pistole kaufte. 2013 und 2014 befrage ihn das FBI, nachdem er vor Kollegen angedeutet hatte, er unterstütze radikale Gruppen. Hinweise auf kriminelle Aktivität ergaben sich nicht. Mateen habe drei bis vier Mal je Woche am Abendgebet der Moschee seines Wohnorts Fort Pierce teilgenommen, sagte ein Imam. Er habe "nie erwartet", dass Mateen so eine Tat begehen könnte. Als Motiv wurde auch über Schwulenhass spekuliert, weil vor allem Homosexuelle den Nachtclub besuchten. Mateens Vater wies auf auf homophobe Tendenzen des Sohns hin. Die Ex-Frau sagte, er sei geistig krank und emotional instabil gewesen. Er habe sie geschlagen, sei "voll Hass auf alles" gewesen.

© SZ vom 14.06.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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