1500 Zulassungen gefordert:Psychotherapeuten als Soforthilfe gefordert

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Psychisch Kranke müssen oft monatelang auf Hilfe warten. Nun wird eine sofortige Aufstockung der Kassensitze gefordert.

Von Michaela Schwinn, München

Psychisch kranke Menschen müssen oft monatelang auf eine Therapie warten, das kritisierte die Bundespsychotherapeutenkammer am Dienstag in Berlin und forderte ein Sofortprogramm. Dieses soll möglichst schnell 1500 neue Zulassungen für Psychotherapeuten außerhalb von Großstädten, also in Vororten und auf dem Land schaffen - dort sei der Mangel am größten. Auf lange Sicht fordert die Kammer 7000 neue Zulassungen. "Die Wartezeiten sind definitiv zu lang", sagte der Präsident der Kammer, Dietrich Munz. "Die einzige Lösung dafür ist, die Zahl der Kassensitze aufzustocken. Alle anderen Kapazitäten sind bereits ausgeschöpft."

Tatsächlich gibt es genügend ausgebildete Psychotherapeuten. Aber die Zahl der Kassensitze - also der Praxen, die über die Kassenärztliche Vereinigung abrechnen können - ist begrenzt. Wie viele Zulassungen es gibt, wird durch eine Bedarfsplanung geregelt, die im Fall der Psychotherapeuten 1999 festgelegt wurde und auf der die Verteilung noch heute basiert. "Diese ist längst überholt", sagte Munz. Zwar sollte der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) die Planung bis 2017 überarbeiten, aber eine neue Version liegt bisher nicht vor - die Frist wurde bis 2019 verlängert. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung verwies auf Nachfrage darauf, dass für Psychotherapeuten 2012 etwa 1300 neue Niederlassungen geschaffen wurden. Sollte die Politik mehr Sitze wollen, "dann soll sie dafür auch die nötigen Finanzmittel aktivieren".

Anlass für die Forderung der Psychotherapeuten ist das geplante Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), über das diesen Freitag erstmals im Parlament beraten wird. Die Kammer hofft, dass ihr Anliegen in den Entwurf einfließt. Außerdem haben verschiedene Verbände eine Petition gegen einen Passus in Spahns Gesetzentwurf gestartet. Dieser besagt, dass Patienten, die sich um eine Therapie bemühen, zuerst mit einem bestimmten Arzt reden müssen. Der soll dann entscheiden, welcher Patient wie schnell zu einem Psychotherapeuten gehen kann. Ein solches "Vorgespräch" wäre laut Petition eine weitere Hürde für psychisch kranke Menschen, denen es ohnehin oft schwerfalle, sich Hilfe zu suchen. Auch der Bundesrat lehnt diese Änderung ab.

© SZ vom 12.12.2018 / misc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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