Zwischenfall im Grenzgebiet:Polnische Küstenwache schießt auf deutschen Ausflugsdampfer

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Zivilfahnder des polnischen Zolls hatten unversteuerte Alkoholika und Zigaretten an Bord des deutschen Schiffes vermutet. Als sich der deutsche Kapitän weigerte den nächsten polnischen Hafen anzusteuern, eskalierte der Streit.

Ein Sprecher des Bundespolizeipräsidiums in Bad Bramstedt bestätigte, dass es am Dienstag einen Vorfall mit der "Adler Dania" gegeben habe und drei Polen in Deutschland von der Polizei befragt worden seien. Zu weiteren Details wollte der Sprecher wegen laufender Ermittlungen nichts sagen.

Zöllner in Zivil

Offenbar hatten sich drei in Zivil gekleidete polnische Zöllner auf dem Dampfer aufgehalten und sich zu erkennen gegeben, als das Schiff polnische Gewässer erreichte. Sie hätten kontrollieren wollen, ob die an Bord verkauften Alkoholika und Zigaretten mit polnischen Steuern belegt worden seien.

Der Kapitän der "Adler Dania" habe aber die Kontrollen abgelehnt und sich auch geweigert, den nächsten polnischen Hafen anzusteuern. Daraufhin hätten die Zollbeamten die Küstenwache alarmiert, die Warnschüsse abgefeuert habe. Der Kapitän sei trotz der Schüsse in die nahe gelegenen deutschen Hoheitsgewässer zurückgekehrt.

Die Zollbeamten seien einige Stunden befragt und dann auf freien Fuß gesetzt worden. Der Neubrandenburger Nordkurier berichtete in seiner Donnerstagausgabe unter Berufung auf Besatzungsmitglieder der "Adler Dania", die polnischen Sicherheitskräfte hätten vor Swinemünde und Ahlbeck über den Ausflugsdampfer hinweggeschossen.

Butterfahrt nach Polen

Offenbar verdächtigte der polnische Zoll das deutsche Schiff, das EU-weite Verbot des zollfreien Einkaufs zu umgehen. Vor der Aufnahme Polens in die EU war die Reederei Adler Schiffe auf so genannte Butterfahrten nach Polen spezialisiert, auf denen Waren wie Alkohol, Zigaretten oder Parfum verkauft wurden.

Seit dem EU-Beitritt Polens 2004 werden auf den Ausflugsfahrten immer noch Alkohol und Zigaretten verkauft, die in Polen deutlich billiger sind als in Deutschland. Der Zwischenfall in der Ostsee könnte die derzeit ohnehin angeschlagenen deutsch-polnischen Beziehungen weiter belasten.

Im Grenzgebiet vor der Ostseeinsel Usedom ist es auf einem deutschen Ausflugsschiff zu einer Auseinandersetzung mit dem polnischen Zoll gekommen. Einem Zeitungsbericht zufolge sollen polnische Beteiligte bei dem Zwischenfall auch geschossen haben.

Die Reederei erklärte, bereits im Sommer 2004 und Anfang Oktober 2006 hätten polnische Zöllner rund 560 000 Zigaretten grundlos konfisziert. Die Firma hatte erst Ende September den Schiffsverkehr nach Polen aufgenommen, nachdem ein jahrelanger Streit mit den polnischen Behörden um die Nutzung der Seebrücke beendet worden war. Der Schiffsverkehr zwischen Usedom und den polnischen Häfen Swinemünde und Misdroy wurde eingestellt.

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