Zwischen St. Petersburg und Moskau:Bombe lässt Schnellzug entgleisen

Lesezeit: 1 min

Bei einem Zugunglück in Russland sind Dutzende Menschen verletzt worden. Die Justiz ermittelt - und vermutet einen Terroranschlag.

Nach einem schweren Zugunglück im Nordwesten Russlands hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Terrorverdachts aufgenommen. An der Unglücksstelle sei ein selbst gebauter Sprengsatz gefunden worden, meldete die Nachrichtenagentur Itar-Tass am Dienstag unter Berufung auf die Ermittler.

Durch eine Explosion war auf der Strecke Moskau - St. Petersburg am Montagabend ein Personenzug mit mehr als 200 Menschen bei Tempo 180 entgleist. Mindestens 60 Menschen sollen dabei verletzt worden sein. 38 Verletzte wurde nach Bahnangaben ins Krankenhaus gebracht. Nach Angaben des Radiosenders Echo Moskwy waren auch Kinder darunter.

Der Sprengsatz hatte Ermittlern zufolge eine Stärke von zwei Kilogramm TNT. Am Unglücksort in der Nähe der Ortschaft Malaja Wischera wurde ein knapp eineinhalb Meter tiefer Krater entdeckt.

Der Lokführer berichtete, unmittelbar vor dem Entgleisen des Zuges sei ein Explosionsknall zu hören gewesen. Zu diesem Zeitpunkt fuhr der Schnellzug Newski Express, der als einer der modernsten Züge Russlands gilt, von Moskau nach St. Petersburg mit einer Geschwindigkeit von knapp 180 Stundenkilometern. Ein Sprecher der Bahn sagte, insgesamt hätten sich 215 Fahrgäste und 20 Bahnmitarbeiter in dem Zug befunden.

25 der etwa 60 verletzten Menschen wurden nach Angaben des Bahnunternehmens in Krankenhäuser gebracht. Ein Passagier sagte dem russischen Sender NTV, einige Fahrgäste seien offenbar in den Wagen eingeschlossen gewesen. Schaffner, Bahnangestellte und andere Reisende hätten Fenster eingeschlagen und den Leuten hinausgeholfen, als beschädigte Oberleitungen geborsten seien.

800 Meter aufgerissene Gleise

Die Explosion und der Zugunfall rissen die Gleise auf einer Länge von 800 Metern auf. Der gesamte Verkehr auf der Strecke, eine der meistbefahrenen in Russland, wurde eingestellt. Arbeiter begannen allerdings gleich am Dienstag mit der Reparatur. Der Verkehr auf der auch bei Touristen beliebten Verbindung sollte am Nachmittag wieder aufgenommen werden.

In den vergangenen Jahren haben tschetschenische Rebellen und ihnen nahe stehende Extremisten aus der Kaukasusregion häufig Anschläge auf zivile Ziele in Russland verübt. Deshalb wurden in der Vergangenheit vor allem in den großen russischen Städten die Sicherheitsvorkehrungen in öffentlichen Einrichtungen erheblich verschärft.

Zuletzt waren bei einem Bombenanschlag auf einem belebten Moskauer Markt im August vergangenen Jahres elf Menschen getötet und 45 verletzt worden. Seit mehr als einem Jahr gab es keinen größeren Anschlag mehr.

© Reuters/dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: