Zahnmedizin:Das Tuscheln der Kariesbakterien

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Im Kampf gegen Karies haben deutsche Forscher nach eigenen Angaben weltweit erstmals die wichtigsten Gene des Erregers der Zahnfäule nachgebaut.

"Das ist ein wichtiger Schritt, um die weltweit wohl meist verbreitete Infektionskrankheit zumindest zu reduzieren", sagte Prof. Georg Conrads von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) am Montag. Durch den Nachbau der Gene können die Forscher Funktionen von Streptococcus mutans beobachten und wollen den Erreger gezielt ausschalten.

Forscher der RWTH Aachen und der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (Braunschweig) haben einen Genchip mit den Schlüsselfunktionen des Karieskeims produziert.

"Wir können am Puls des Bakteriums fühlen und schauen, welche Gene es gerade aktiviert", sagte der Mikro- und Molekularbiologe Conrads. Auch die Kommunikation der Bakterien lasse sich erkunden. "Bakterien tuscheln miteinander.

Weg vom Zahn

Sie senden Signale aus, die von ihrer eigenen Art oder von anderen empfangen werden können", sagte der Wissenschaftler. Mit Hilfe dieser chemischen Signale können Bakterien messen, wie viele der eigenen Art in der Umgebung sind.

Wenn der Keim vom Speichel auf dem Zahn lande, verändere er sein Wesen. "Er schaltet Gene an, die sicherlich kleine Halteärmchen produzieren, mit denen er sich an dem Zahn festhält", sagte Conrads. Dies könne jetzt mit dem Genchip kontrolliert werden.

Der Karieserreger produziert Schleim, der ihn von außen gegen Speichelfluss, Zahnbürste und Mundspülungen schützt und greift den Zahn mit Säure an. Zähneputzen helfe durchaus gegen Karies. "Aber es ist, als ob man versucht, ein stark verschmutztes Auto zu reinigen. So ganz sauber bekommt man es nicht", erläuterte Conrads.

"Da wir die Signale des Erregers Streptococcus mutans empfangen können, können wir auch versuchen, ihn zu behandeln", sagte Conrads.

Die Wissenschaftler hoffen, den "Schalter" zu finden, der das Bakterium an den Zahn bindet. Dieser Schalter könne sich wieder umlegen lassen, "damit der Karieserreger wieder vom Zahn herunter muss".

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