Ypsilanti und die Witzischkeit:"Der Hesse neigt zum Brudermord"

Lesezeit: 1 min

Die Hessen machen sich zum Gespött der Nation. Wir fragen "Henni" Nachtsheim von Badesalz: Warum sind Ihre Landsleute so komisch?

Katja Riedel

Hendrik "Henni" Nachtsheim, Komiker des Duos Badesalz, ist Ex-Sänger und Saxophonist der Rodgau Monotones . Vor mehr als einem Vierteljahrhundert erfand der unerschütterliche Fan von Eintracht Frankfurt mit Gerd Knebel das Komiker-Duo Badesalz.

Duo Badesalz (links Henni Nachtsheim): Der Hesse neigt zum Brudermord (Foto: Foto: SAT1)

sueddeutsche.de: Warum sind die Hessen so komisch?

Hendrik Nachtsheim: Ich würde gern mit meinem leider viel zu früh verstorbenen Freund und Kollegen Matthias Beltz antworten: Die Psyche des Hessen erklärt sich dadurch, dass wir keinen freien Zugang zum Meer haben. Deshalb neigt der Hesse zum Brudermord. In Hessen sind aus diesem einfachen Grund auch die Wölfe ausgestorben, weil sie sich gegenseitig immer selbst fertiggemacht haben.

sueddeutsche.de: Wie zeigt sich das heute noch - außer im Politischen?

Nachtsheim: Als Eintracht Frankfurt tief in der Krise steckte, da haben sich die Fans nicht wie bei anderen Vereinen in Parteien für oder gegen den Trainer gespalten. Nein, sie haben sich im Internetforum derartig die Köpfe eingeschlagen, dass die Moderatoren zwar noch die bösen s-Wörter rausgelöscht, aber ansonsten den Dienst quittierten - und das, obwohl die Fans doch eigentlich alle das gleiche Ziel haben und denselben Verein unterstützen. Wenn wir Hessen in einer ganz eigenen Stimmung sind, dann machen wir uns gegenseitig den Garaus, egal wie das von außen wahrgenommen wird. Wenn es gut läuft, dann halten wir aber auch zusammen.

sueddeutsche.de: Ist Andrea Ypsilanti also nur ein Opfer der hessischen Mentalität, eine nahezu tragische Figur?

Nachtsheim: Ypsilanti ist für mich wirklich eine tragikomische Figur - ein nicht gehaltenes Versprechen, nicht wegen der Linksgeschichte, sondern weil man einfach mehr erwartet hätte. Andererseits wäre mir Ypsilanti immer noch die Liebere gewesen. Jetzt bleibt Roland Koch, wir stehen vor keiner guten politischen Zukunft. Wir Hessen sind im Niemandsland. Vielleicht brauchen wir in dieser politischen Ausweglosigkeit einen Obama, und das wäre in unserem Fall zwangsläufig der einzige schwarze prominente Hesse: Jimmy Hartwig.

sueddeutsche.de: Warum hat es Andrea Ypsilanti nicht geschafft, hessische Ministerpräsidentin zu werden?

Nachtsheim: Ihr ist das zum Verhängnis geworden, was uns Hessen alle belastet: das Babbelige. Das ist so ein Manko des Hessen: Er babbelt im emotionalen Moment zu viel, und nachher hat er dann genau damit ein Problem. Hätte sie ein Linksbündnis vor der Wahl nicht ausgeschlossen, dann hätte sie später die Probleme nicht haben müssen.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: