Wintereinbruch:Schnee und Eis legen Süddeutschland lahm

Lesezeit: 3 min

Die bisherige Bilanz: Mehr als tausend Unfälle, kilometerlange Staus, Probleme an Flughäfen und mindestens drei Tote. Doch die Meteorologen sagen voraus: Das Schneetreiben ist bald vorbei.

Der erste richtige Wintertag mit stundenlangen Schneefällen hat in Süddeutschland sowie in Teilen Österreichs, Tschechiens und Frankreichs ein Verkehrschaos ausgelöst. Nach Polizeiangaben starben am Dienstagabend und am Mittwoch bei Verkehrsunfällen drei Menschen. Im Süden Deutschlands gab es mehr als 1000 Unfälle und bis zu 25 Kilometer lange Staus.

Vor allem in den Ballungszentren München, Stuttgart und Nürnberg kamen tausende Menschen zu spät zur Arbeit, da neben dem Chaos auf den Straßen auch viele Züge verspätet fuhren. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes handelt es sich aber nur um einen kurzen Wintereinbruch. Bereits zum Wochenende ist Tauwetter angekündigt. Die Unwetterwarnungen für Bayern und Baden-Württemberg hob der DWD am Mittwochnachmittag hob auf. Nur in Sachsen und Thüringen sollte es noch ergiebig schneien.

Im Südwesten haben sich die Staus auf der Straße am Mittwochabend langsam aufgelöst. Auch die Bahn nahm auf allen Strecken den Verkehr wieder auf.

Wo der Himmel klar ist, sinken die Temperaturen in der Nacht in den nächsten Tagen und können in der Nacht zum Freitag dem Wetterdienst Meteomedia zufolge bis auf minus 15 Grad fallen.

Auch tausende Bahnreisende in Baden-Württemberg und Bayern mussten Verspätungen in Kauf nehmen, weil Weichen wegen starken Schneefalls nicht gestellt werden konnten. Schnee und Kälte haben auch die "Gelben Engel" des ADAC auf Trab gehalten. Die Zahl der Pannenhilfen habe sich um rund 50 Prozent im Vergleich zu normalen Tagen erhöht, sagte ADAC-Sprecher Jürgen Grieving.

Auf der Autobahn A9 Nürnberg in Richtung München starb auf der Höhe Manching ein 50-jähriger Lkw-Fahrer, nachdem er wegen zu hoher Geschwindigkeit mit seinem Lastwagen ins Schleudern geriet und in die Mittelleitplanke fuhr. Bei dem Zusammenprall wurde der Mann aus dem Führerhaus geschleudert und erlitt tödliche Kopfverletzungen.

Mädchen stürzt mit Auto in Bach

Bereits am Dienstagabend starb ein 70-jähriger Busfahrer im Kreis Göppingen in Baden-Württemberg, nachdem ein Lkw bei Glatteis außer Kontrolle geraten war und in den leeren Bus gerutscht war.

Auf einer Landstraße im Schwarzwald verunglückte eine 19-jährige Autofahrerin tödlich. Dabei handelt es nach Angaben der Polizei um Moutainbikerin Sandra Weber, die Mitglied der Nationalmannschaft war. Laut Polizei kam die junge Frau am Mittwochmorgen zwischen St. Märgen und Buchenbach vermutlich wegen zu hohen Tempos von der schneebedeckten Fahrbahn ab und stürzte in einen Bach. Alle Rettungsversuche kamen zu spät.

Viele Unfälle, Sachschaden in Millionenhöhe

Der größte Teil der Unfälle ging allerdings glimpflich aus. Mehrere Autobahnen mussten nach Unfällen oder wegen querstehender Lastwagen vorübergehend gesperrt werden.

Den längsten Stau gab es nach Polizeiangaben auf der A96 Lindau - München: Fast auf der kompletten Strecke zwischen Landsberg und der Landeshauptstadt kam der Berufsverkehr auf 50 Kilometern Länge am Morgen wegen dichten Schneefalls zum Erliegen. Die Autobahn A8 musste an mehreren Stellen teils mehrere Stunden gesperrt werden.

So kam auf der A8 in Richtung Stuttgart auf Höhe Neu-Ulm in der Nacht zum Mittwoch der Verkehr für mehrere Stunden vollkommen zum Stillstand, weil ein umgekippter Nudellaster seine Ladung verloren hatte.

Auf der gleichen Autobahn in Richtung Salzburg verunglückte ein Autotransporter wegen zu hoher Geschwindigkeit. Acht neue Autos fielen dabei von dem Transporter, der Schaden liegt bei 500.000 Euro.

Zehntausende in Frankreich ohne Strom

Auch Teilen Frankreichs, Österreichs und Tschechiens brachen wegen des Schnees Verkehr und Stromversorgung zusammen. Im Burgund war die Autobahn A 6 auf 140 Kilometern unpassierbar, tausende Autofahrer wurden eingeschneit.

Unter der Last des Eises und wegen herabstürzender Äste rissen in Frankreich und Österreich Stromleitungen. Am Mittwoch waren noch 80 000 Haushalte in Frankreich ohne Strom. Im Drautal in Kärnten blieben am Mittwochmorgen 12 000 Haushalte dunkel.

Das einzige Todesopfer im österreichischen Schneechaos war ein deutscher Autofahrer aus Einhausen (Hessen), der am Dienstag mit seinem Auto in Bad Hofgastein glatter Straße gegen einen Reisebus aus Holland geprallt war. Der 35-Jährige starb Stunden später im Krankenhaus.

Der Schneefall im Alpenraum hat auch Auswirkungen auf den Beginn des Weltwirtschaftsforums im Schweizer Davos. Wegen des Wetters konnten dort am Mittwoch keine Hubschrauber landen. Auch die Anreise von Bundeskanzlerin Angela Merkel verzögert sich wegen der Wetterquerelen.

Auf dem Münchner Flughafen wurden am Mittwoch 200 Flüge gestrichen, in Stuttgart durften 37 Maschinen nicht starten. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hatten tausend Fluggäste in Stuttgart ihre Reise nicht antreten können und mussten zum Teil vom Roten Kreuz untergebracht werden.

Im Bahnverkehr kam es in ganz Bayern den ganzen Mittwoch über zu erheblichen Störungen: Weichenstörungen in Fürth sowie im Raum Nürnberg führten zu erheblichen Behinderungen auf den Hauptstrecken Nürnberg-Regensburg, Nürnberg-Würzburg, Nürnberg-Ingolstadt-München und Nürnberg-Ansbach. Zwischen Rosenheim und Holzkirchen war am Mittag zeitweise kein Zugverkehr möglich. Auch der S-Bahn-Verkehr in München war der Bahn zufolge beeinträchtigt. Einige Verbindungen wurden gestrichen.

Wetterdienst: Wintereinbruch am Freitag vorbei

Wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes sagte, soll es zum Freitag hin in weiten Teilen Deutschlands mit dem Wintereinbruch schon wieder vorbei sein: Im Norden werden die dort gefallenen geringen Schneemengen schmelzen, mit Temperaturen von knapp über dem Gefrierpunkt werde es fast im gesamten Flachland tauen. Nur in den Mittelgebirgslagen und den Alpen bleibe es winterlich. In Städten mit derzeit starken Schneefällen wie etwa München werde auch am Wochenende noch Schnee liegen.

© AP/AFP/ddp-bay - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: