Wie Stürme zu ihren Namen kommen:Was kommt nach "Wilma"?

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Jedes Jahr gibt es für Wirbelstürme eine Liste mit 21 möglichen Namen. In dieser Saison dürfte das vielleicht nicht ausreichen.

"Katrina", "Rita", "Ivan", "Andrew" - die Wirbelstürme vor der amerikanischen Atlantikküste haben ausnahmslos männliche und weibliche Vornamen.

Die Texaner fürchten "Rita". (Foto: Foto: AP)

Sollte die Hurrikan-Saison so weitergehen wie bisher, könnte sich das bald ändern: Denn für jedes Jahr bereiten Meteorologen eine Liste mit 21 möglichen Namen vor - von denen in dieser Saison schon 17 vergeben wurden.

Gibt es mehr Stürme, dürfte in einer solchen Katastrophensaison die "Taufe" allerdings ohnehin nicht mehr so wichtig sein: "Dann haben wir größere Probleme als diesen Stürmen Namen zu geben", sagt Frank Lepore vom Nationalen Hurrikan-Zentrum im Miami.

Von Alpha bis Omega

Nur die nächsten vier Wirbelstürme, die sich nach "Rita" vor der US-Südküste zusammenbrauen könnten, haben einen persönlichen Namen sicher: Auf der Liste für dieses Saison, die am 30. November zu Ende geht, stehen noch "Stan", "Tammy", "Vince" und "Wilma". Danach wird auf das griechische Alphabet ausgewichen. Wirbelsturm Nummer fünf nach "Rita" hieße also "Alpha", zur Not würde bis "Omega" durchgezählt.

Allerdings kamen die griechischen Buchstaben noch nie zum Einsatz, seit vor gut 50 Jahren mit der Namensgebung begonnen wurde. Die Rekordzahl von 21 Wirbelstürmen über den Atlantik gab es überhaupt erst einmal seit Beginn der Aufzeichnungen 1851, und in dem betreffenden Jahr - 1933 - wurden die Unwetter noch nicht getauft.

Sobald ein Wirbelsturm größere Schäden und Todesfälle zur Folge hat, wird sein Name künftig nicht mehr verwendet.

"Katrina" bleibt einmalig

Nach dem tödlichen Hurrikan "Katrina" wird es also keinen weiteren Wirbelsturm mit dieser Bezeichnung geben. Dann müssen sich die Meteorologen neue Namen einfallen lassen, die in einer eigenen Datenbank für atlantische Stürme gespeichert werden, wie Mark Oliver von der World Meteorological Organization (WMO) in Genf erklärt.

Diese Namen müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllen: Zum einem müssen sie "recht einfach zu merken sein", wie Oliver erklärt, zum anderen müssen sie natürlich in alphabetischer Reihenfolge stehen. Und, ebenfalls wichtig, es muss eine ausgewogene Mischung zwischen männlichen und weiblichen Vornamen geben. Nicht in Frage kommen außerdem Namen, die mit q, u, x, y oder z beginnen, weil sie zu selten sind. Der WMO zufolge gibt es derzeit sechs Listen mit 21 potenziellen Namen, von denen jede alle sechs Jahre verwendet wird.

Anders funktioniert die Namensgebung beispielsweise in Asien. Dort kommen Oliver zufolge nicht nur persönliche Vornamen in Frage, sondern alle möglichen Bezeichnungen wie beispielsweise von Blumen oder Gegenständen. Japan macht es sich noch einfacher und zählt seine Stürme einfach chronologisch durch, wobei jedes Jahr neu angefangen wird.

"Alice" machte den Anfang

Über mehrere hundert Jahre wurden zerstörerische Wirbelstürme nach den Heiligen benannt, an deren Namenstag sie zuschlugen.

Am 26. Juli 1825 traf beispielsweise der Hurrikan "Santa Ana" auf Puerto Rico. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann dem Nationalen Wetterdienst zufolge dann der australische Meteorologe Clement Wragge, Tropenstürmen weibliche Vornamen zu geben.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Namensgebung schließlich weiter verbreitet, vor allem bei Meteorologen der Luftwaffe und der Marine, die den Weg der Stürme über dem Pazifik verfolgten.

Gleichberechtigung ab Ende der 70er

Zwischen 1950 und 1952 wurden die Stürme in den USA nach einem phonetischen Alphabet benannt, angefangen mit "Able", "Baker" und "Charlie". Weil die gleichen Namen jedes Jahr wiederholt wurden, sorgte dieses System allerdings für Verwirrung, und 1953 stellte das Nationale Hurrikan-Zentrum die erste Liste mit weiblichen Vornamen auf.

"Alice" hieß damals der erste Tropensturm mit persönlichem Namen. Um Gerechtigkeit walten zu lassen und die Unwetter nicht nur nach Frauen zu benennen, wurden 1978 für Stürme über dem Pazifik männliche Vornamen eingeführt, ein Jahr später gab es auch den ersten männlichen Atlantik-Sturm, "Bob".

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