Wetterextreme:Dieses Wasser!

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Drei Tote, tausende Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten und die Armee im Einsatz. Eine Flut macht England zu schaffen.

Andreas Oldag

Er war eines der ersten Todesopfer des schweren Hochwassers in England und Wales: Stundenlang kämpften Rettungskräfte um das Leben von Michael Barnett.

Der 28-Jährige war nahe der ostenglischen Stadt Hull in einem mit Wasser vollgelaufenen Schacht festgeklemmt. Er hatte dort Reparaturarbeiten an einem verstopften Rohr erledigt, war dann aber mit dem Fuß in einen Metallrost geraten.

Barnetts Pech: Der Regen verwandelte die Straße innerhalb kurzer Zeit in einen reißenden Fluss. Am Ende waren alle Versuche vergeblich, ihn zu befreien. Sogar Polizeitaucher waren noch in einem Schlauchboot zur Unglücksstelle gekommen. Barnett ertrank.

Er ist einer von drei Menschen, die durch Überflutungen und heftige Niederschläge in Großbritannien bereits umgekommen sind. Im mittelenglischen Sheffield wurde die Leiche eines unbekannten Mannes gefunden.

Ebenfalls in Sheffield starb nach Polizeiangaben ein 68-jähriger Mann, der eine überflutete Straße überqueren wollte. Rettungskräfte sprachen von einer dramatischen Lage. Es hieß, mehrere hundert Menschen seien von den Fluten in Sheffield betroffen.

Außerdem waren Tausende Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten. In Sheffield waren am Dienstag Polizeihubschrauber und die Armee im Einsatz, um Menschen aus Autos oder von Hausdächern zu retten.

Etwa 250 Menschen mussten wegen eines drohenden Dammbruchs in South Yorkshire ihre Häuser verlassen. Ingenieure hatten davor gewarnt, dass der Ulley-Damm nahe des Ortes Rotherham wegen der sintflutartigen Regenfälle nachgeben könnte.

Höchste Hochwasserwarnstufe

Andere Bewohner mussten mit Hubschraubern vor den Wassermassen in Sicherheit gebracht werden. In Yorkshire und Lincolnshire blieben am Dienstag die Schulen geschlossen.

Die Feuerwehr pumpte aus überschwemmten Häusern Wasser ab. Autobahnen waren gesperrt, Zugstrecken unterbrochen. In Teilen von England und Wales galt auch am Dienstag die höchste Hochwasserwarnstufe.

Der scheidende Regierungschef Tony Blair sagte, die Flut sei ein "sehr ernstes Ereignis". Er sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. Die Hilfsaktionen würden greifen, aber die Wetterbedingungen seien "außerordentlich" gewesen. Versicherer und Wirtschaftsexperten erwarten Millionenschäden.

Meteorologen sprachen von einer ungewöhnlichen Wetterlage in Großbritannien. Ein großes Tiefdruckgebiet, das aus Westen vom Atlantik gekommen sei, habe sich auf der Insel festgesetzt. Verschiedene Wetterstationen verzeichneten die heftigsten Niederschläge seit Jahren.

Im April war es in Großbritannien dagegen noch außergewöhnlich warm und trocken gewesen. Der Monat war sogar mit einer Durchschnittstemperatur von 11,2 Grad Celsius der mit Abstand wärmste April seit 1865. Nach Meinung von britischen Experten könnten die Wetterkapriolen auch eine Folge des Klimawandels sein.

© SZ vom 27.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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