Wetter:Weiße Weihnachten - (k)ein Traum

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Nach einigen schmutzig-grünen Weihnachten könnte es in diesem Jahr wieder klappen mit einem Fest wie aus dem Bilderbuch - aber vor allem im Süden. Doch zu viel versprechen wollen die Meteorologen noch nicht: "Das ist nur ein erster Trend." Und andere wie Jörg Kachelmann sagen zunächst einmal - gar nichts.

Zum Wochenanfang soll es bis in Flachland kräftig schneien, dazu kommt Dauerfrost mit nächtlichen Tiefstwerten von mehr als 10 Grad minus, hieß es aus dem Wetteramt München.

Winterlicher Wald in den Alpen. (Foto: Foto: Herbke)

Die Sehnsucht nach weißen Weihnachten ("just like the ones I used to know") scheint freilich wohl eher durch die Werbung gesteuert zu sein als durch die Erfahrung. Die Zahl der "grünen" Weihnachten hat in den vergangenen Jahren nicht zugenommen, sagen Wetterkundler.

Gute Chancen in München

In Hamburg, Dresden, Aachen, Frankfurt am Main und München blieb die Wahrscheinlichkeit für die weiße Pracht an den Feiertagen in vergangenen 100 Jahren konstant. Allerdings beobachten Meteorologen eine generelle Tendenz zu milderen, schneearmen Wintern.

In München ist die Chance, weiße Weihnachten zu erleben, im Städtevergleich am höchsten: Hier liegt etwa alle drei Jahre über die Feiertage Schnee.

Die Dresdner feiern immerhin alle vier Jahre weiße Weihnachten, die Frankfurter alle acht Jahre. In Hamburg und Aachen kann man etwa nur alle zehn Jahre mit einer weißen Pracht zum Fest rechnen. "Die Situation ist regional sehr verschieden", sagt der Pressereferent des Deutschen Wetterdienstes, Gerhard Lux.

Tendenz zu warmen Wintern

In den Städten sei die Chance, dass sich eine Schneedecke bilde, aber generell gering. Die Temperatur sei in den Zentren auf Grund der Abwärme von Beleuchtungen und Rohren gestiegen.

Auch wenn Meteorologen keinen Trend zur grünen Weihnacht feststellen, so konnten sie in den vergangenen 20 Jahren doch eine Tendenz zu wärmeren Wintern beobachten. Die Winter seien insgesamt milder und feuchter geworden, sagt Gerhard Hofmann, Meteorologe am Wetteramt München.

Westwindlagen, die vom Atlantik her feuchte, milde Luft brächten, hätten zugenommen. Dies hat zur Folge, dass es in tiefen Lagen nicht schneit, sondern regnet.

Dass die letzten drei Winter kalt, teilweise zu kalt gewesen seien, werde diesen Trend nicht aufhalten, sagt Hofmann. Auf die Weihnachts-Statistik habe dies allerdings keinen Einfluss: "Einzelne Schneetage sind ein Zufallsereignis."

Zugleich beobachten Wissenschaftler, dass die mittlere Schneefallgrenze gestiegen ist. Wintersportler müssen zunehmend in höhere Lagen ausweichen - zum Leid von Liftbesitzern in deutschen Mittelgebirgen und mittleren Alpenlagen. "Schneesichere Gebiete sind seltener geworden", sagt Lux.

Dies bestätigt Karsten Brandt, Meteorologe vom Internet-Wetterdienst "Donnerwetter": "Allenfalls im Bayerischen Wald und den höheren Lagen des Voralpenlandes gibt es noch schneesichere Gebiete." In Lagen unter 1.000 Metern sei Schnee heute zu einer Besonderheit geworden.

"Machen Sie für Ihre Enkelkinder ein Foto vom Schneemann!"

Die Zukunftsaussichten sind laut Brandt düster für Anhänger der weißen Pracht: "Kalte Winter werden immer seltener. Damit geht es letztendlich auch den Schneeflocken an den Kragen."

Die meisten Winter der 80er und 90er Jahre seien deutlich zu warm gewesen. Der eine oder andere Rosenmontagsumzug in Köln habe bei 15 Grad plus und Sonnenschein stattgefunden. Daher empfiehlt Brandt: "Machen Sie für Ihre Enkelkinder ein Foto vom Schneemann!"

Wenn sich die globale Klimaerwärmung fortsetze, werde es von 2020 an im Flachland nur noch wenige Schneetage geben, sagt Brandt: "Nach 2030 bestehen gute Chancen, dass Schneefall am Rhein so bewundert wird wie Neuschnee an der Côte d'Azur oder in Rom."

Im Gegensatz zu seiner Münchner Kollegin glaubt Brandt nicht an weiße Weihnachten: "Wahrscheinlich gibt es grüne Weihnachten bei zehn Grad plus." Doch dies sei nur eine erste Tendenz. Eine aussagekräftige Prognose könne es erst am Mittwoch oder Donnerstag geben.

ARD-Wettermann Jörg Kachelmann will mit einer Vorhersage noch länger warten. Eine zuverlässige Prognose könne es erst drei bis fünf Tage vor dem Fest geben: "Alles andere ist düstere Scharlatanerie."

Manchmal lasse sich sogar erst 24 Stunden vorher erkennen, wie das Wetter werde.

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