Wetter:Orkan "Erwin" fegt über Nordeuropa

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Ein Sturm mit heftigen Regengüssen hat am Samstag in Deutschland und anderen Teilen Europas Überschwemmungen ausgelöst und den Straßen-, Schiffs- und Bahnverkehr behindert. Zahlreiche Fährlinien von Nord- und Ostsee stellten ihren Dienst ein.

In Deutschland fegte das Orkantief "Erwin" mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 181 Stundenkilometern über den Norden und die Mittelgebirge. 50.000 Haushalte in Großbritannien und 60.000 in Irland hatten keinen Strom mehr. Vor der Küste Westschottlands lief im Sturm eine Fähre auf Grund. Schwere Schäden blieben zunächst aus.

Auf der Ostsee wurden alle Fahrten zwischen Rostock und Gedser in Dänemark bis Sonntagmorgen abgesagt. Auch die Ostseefähre zwischen Sassnitz auf der Insel Rügen und dem südschwedischen Trelleborg sowie weitere kleinere Fährlinien vom Festland zu den Inseln Rügen und Hiddensee stellten den Betrieb ebenso ein wie die Linie zwischen dem schwedischen Ystad und der dänischen Ferieninsel Bornholm. Auf der Nordsee blieben die Fähren zwischen Hirtshals in Dänemark und Larvik in Norwegen im Hafen.

Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 181 Stundenkilometern

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz warnte am Samstag vor einer Sturmflut. Nach der mit Temperaturen um 10 Grad wärmsten Januarnacht in Norddeutschland seit mehr als 100 Jahren fegten Stürme mit Orkanböen über Hamburg und Schleswig-Holstein hinweg.

In List auf Sylt, wo der Wetterdienst Meteomedia Orkanböen mit Spitzengeschwindigkeiten von 181 Stundenkilometern ermittelte, wurden nach Angaben der Polizei Dächer abgedeckt, in vielen Teilen Schleswig-Holsteins Bäume umgerissen. Ein umgestürzter Baum blockierte die Bahnstrecke Hamburg-Flensburg. Sie musste über mehrere Stunden gesperrt werden. An der Nordseeküste wurde mit Überflutungen der Strände und des Deichvorlandes gerechnet.

Auf einer Thüringer Autobahn bei Ilmenau kippte ein Lastwagen mit Hänger durch eine Sturmböe um. Der Fahrer wurde leicht verletzt, die Autobahn kurzzeitig gesperrt. Im Norden von Großbritannien haben starker Regen und Sturm zu schweren Überschwemmungen geführt.

Die nordenglische Stadt Carlisle wurde am Samstag durch Hochwasser von der Außenwelt abgeschnitten; alle Zufahrtsstraßen waren überschwemmt. Militärhubschrauber holten Einwohner von den Dächern ihrer Häuser. Andere Menschen brachten sich mit Booten in Sicherheit.

17-Jähriger Deutscher stürzt mit Hängegleiter ab

Die vor dem schottischen Hafen von Cairnryan auf Grund gelaufene Fähre "The European Highlander" habe 43 Passagiere und 57 Crewmitglieder an Bord, teilte die Reederei P&O mit. Niemand sei verletzt, es bestehe "keine unmittelbare Gefahr", hieß es von der Küstenwache. Bei Abflauen des Sturms solle versucht werden, die aus Nordirland kommende Fähre mit Schleppern frei zu ziehen.

In den Niederlanden verunglückte bei stürmischen Winden ein 17-jähriger Deutscher mit seinem Hängegleiter. Er stürzte acht Meter in die Tiefe und wurde verletzt. Der Sturm, der vor allem den Nordwesten des Landes traf, riss Dachziegel ab und entwurzelte Bäume.

Mehrere Fährverbindungen wurden vorübergehend eingestellt. Auf dem Flughafen Schiphol bei Amsterdam gab es Verspätungen, weil der heftige Wind Starts und Landungen nur auf einer Bahn erlaubte.

Auch zu Beginn der kommenden Woche bleiben laut Meteomedia Tiefdruckgebiete zwischen Island und Skandinavien bestimmend für das Wetter auch im norddeutschen Raum. In Richtung Süden flaue der Sturm allmählich ab.

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