Weltlinkshändertag:Linke Siegertypen

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Heutzutage sind Linkshänder schon lange keine seltsamen Außenseiter mehr. Im Gegenteil: Der Minderheit gehören jede Menge Mächtige und Berühmtheiten an: Angelina Jolie, Bill Clinton, Jimi Hendrix und Diego Maradona sind nur einige Beispiele.

Steffen Heinzelmann

Diese Minderheit braucht kein Mitleid. Denn zu den Linkshändern, die an diesem Montag mit einem Weltlinkshändertag auf sich aufmerksam machen möchten, gehörten in der Geschichte Mächtige und Berühmtheiten:

Hat gut lachen: Die Linkshänderin Julia Roberts. (Foto: Foto: AP)

Als Feldherren besiegten Julius Cäsar und Napoléon Bonaparte ihre Gegner wortwörtlich mit links, die britische Königin Elisabeth II. rückt ihre Krone ebenso mit der linken Hand zurecht wie irgendwann Prinz Charles oder Prinz William als Thronfolger. Von Leonardo da Vinci über Wolfgang Amadeus Mozart bis Bill Gates - die Liste prominenter Linkshänder beeindruckt.

Vor allem im Spitzensport behält die linke Randgruppe verdächtig häufig die Oberhand. Ob Rechtsausleger (eigentliche Linkshänder) wie die Boxer Oscar de la Hoya und Marvin Hagler, ob Tennislegenden wie Martina Navratilova, Rod Laver oder Jimmy Connors: Oft schlägt der Angstgegner mit links zu. "Bei linkshändigen Angreifern hatte ich immer ein komisches Gefühl", sagt Norbert Hagemann, 35 Jahre alt und früher Handballtorwart in der zweiten Liga.

Damals sei er bei Würfen von Linkshändern häufig in die falsche Ecke des Tors gesprungen. Als Doktor der Sportpsychologie erforscht Hagemann jetzt an der Universität Münster, warum sich viele Sportler von Linkshändern übertölpeln lassen. Zwei Jahre lang misst er dafür Pupillenbewegungen und spiegelt Videoaufnahmen, er seziert Bundesligaaufstellungen und Weltranglisten.

Seine ersten Ergebnisse: In Sportarten wie Fechten, Tischtennis oder Cricket nutzt mehr als ein Drittel aller Spitzensportler ihre Linke, obgleich weltweit nur zehn bis 15 Prozent der Menschen mit links unterschreiben.

Obwohl sie in der Unterzahl sind, werden zumindest die etwa zwölf Millionen Linkshänder in Deutschland nicht mehr stigmatisiert: In Schulen zwingen Lehrer linkshändige Schüler nicht wie früher zum Schreiben mit der Rechten, im Alltag helfen spezielle Scheren, Dosenöffner und Füller.

Dass Linkshänder besonders intelligent und kreativ sind, konnte zwar wissenschaftlich bisher nicht bewiesen werden. Passend zum Welttag meldeten Forscher der Universität Oxford aber, sie hätten erstmals ein Gen für Händigkeit entdeckt: Dieses lege fest, welcher Gehirnteil welche Aufgabe übernehme. Bei Linkshändern dominiert die rechte Hirnhälfte, sie bestimmt beispielsweise die räumliche Vorstellungskraft.

Vielleicht konnten deshalb die linkshändigen Boxer Bubi Scholz und Henry Maske besonders zielsicher austeilen. Zuvorderst im Tennis kann Hagemann weitere Beispiele für die Sonderrolle von Linkshändern nennen: Rechtshänder Pete Sampras habe vor wichtigen Turnieren mit Linkshändern trainiert, um sich auf die ungeliebten Gegner einzustellen. Und der Spanier Rafael Nadal, zurzeit die Nummer zwei der Weltrangliste, hat sich angeblich zum Linksspieler trainieren lassen, obwohl er Rechtshänder ist.

"Vielen Sportlern fehlt die Erfahrung mit Bewegungen von Linkshändern. Deshalb schätzen sie falsch ein, wo der Ball oder Schlag landen wird", erklärt Sportpsychologe Hagemann. Als weitere Gründe für Niederlagen gegen Linkshänder nennt er schlechtes Stellungsspiel und falsche Strategie:

Wer beim Tennis vermeintlich auf die schwache Rückhand des Gegners serviert, dem kontere der Linkshänder mit der Vorhand. Frustrierten Rechtshändern rät er zum Polo: Dort muss der Schläger mit der rechten Hand gehalten werden. Und Ausnahmen gibt es auch für Prinzen wie Charles und William keine.

© SZ vom 13.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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